Per Schiff zu den Fjorden Norwegens

Reisetagebuch

 

 

 

 

 

Reisen ist das Entdecken

dass alle Unrecht haben mit dem,

was sie über andere Länder denken.

 

Aldous Huxley


Erster Tag

 

Einmal auf hoher See reisen, das war unser Wunschurlaub für dieses Jahr. Wir hatten uns für Norwegens Fjordwelt entschieden, nach etlichen heißen Sommern klimatisch eine Wohltat.
Um keinen Stress aufkommen zu lassen, sind wir einen Tag vor Beginn der Kreuzfahrt in Hamburg angereist.

Alles hat prima geklappt und wir bezogen unser Nachtquartier an der Binnenalster, starten gleich durch um unsere unmittelbare Umgebung zu erkunden.
Bei herrlichem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen spazieren wir am Wasser entlang und nehmen die Alsterarkaden, das herrliche Rathaus, Dom und natürlich den Hafen samt Speicherstadt unter die Füße. Mit einer leckeren Fischmalzeit beenden wir unseren ersten Urlaubstag.

Zweiter Tag

 

Gut ausgeschlafen und nach einem ausgedehnten Frühstück bleibt uns noch etwas Zeit, den Jungfernstieg mit seinen schönen Geschäften und Cafés zu erkunden, bevor wir uns auf den Weg zum Übersee-Terminal „Steinwerder“ machen.

 

 

Dort wurden wir schon erwartet, vertrauten Auto und Gepäck dem netten Personal an und checkten auf der „MS Artania“ ein, unserem Zuhause für die nächsten zwölf Tage. Gegen 18 Uhr hieß es dann endlich: „LEINEN LOS!“

Wir legen ab, genießen die Fahrt durch die Elbe an Deck, winken den kleinen Schiffen zu, die unseren Weg kreuzen. Hamburg verabschiedet uns mit Getöse, ein Gewitterschauer begleitet uns auf den ersten Seemeilen. Wir nehmen Kurs auf die Lofoten, Leknes (Norwegen) ist unser erstes Ziel, planmäßig sollen wir dort am Mittwoch gegen Mittag ankommen.

 

Dritter und vierter Tag

 

Seetage, das heißt hauptsächlich Ruhe. Und Essen.

Wir machen uns nach und nach mit dem Schiff vertraut, lernen es kennen. Für heute ist ein Gala-Abendessen geplant mit dem Kapitän und seinen Offizieren.
Wir leben uns ein und genießen das Bordleben.

 

 

 

 

 

Alles in der Welt ist nur für den da,

der Augen hat, es zu sehen.

 

Eduard Spranger

Fünfter Tag

 

Während unseres reichhaltigen Frühstück und einem Deckspaziergang hat sich jemand klammheimlich an Bord geschlichen, und  verhandelt bis aufs Blut lautstark mit unserem Kapitän, Ergebnis:

Neptun, Herrscher aller Meere, Seen, Flüsse, Tümpel und Badewannen samt seinem Gefolge bestimmt: „Alle von irdischem Staub Beschmutzten werden in lauterem Wasser gereinigt und in sein Reich eingelassen, wenn sie für würdig befunden werden.“

Wir wurden für würdig befunden, haben die Polartaufe gut überstanden und mittlerweile sehen wir auch Land:

Vor uns liegen die Lofoten.

 

 

Unser Einlaufhafen ist Leknes. Das Schiff legt an, und wir starten zu einem ersten Spaziergang. Später unternehmen wir noch eine Rundfahrt, bei der wir diese herrliche Landschaft in Augenschein nehmen können. Im Fischerdorf Reine machen wir einen Fotostopp, schlendern gemütlich durch das kleine Dorf. Ein schöner Sandstrand lädt uns zu einem weiteren Halt, bevor wir zum Schiff zurückkehren.

Dort erwartet uns das wie immer leckere Abendessen. Später genießen wir eine tolle Show, ehe wir nach diesem ereignisreichen Tag in die Betten fallen. 

 

Sechster Tag

 

Gegen Mittag laufen wir in Tromsø ein. Hier wollen wir uns die Eismeerkathedrale anschauen und einige Eindrücke von der Landschaft gewinnen, haben deshalb eine Panoramafahrt gebucht. Ein Bus bringt uns über die Insel zum Hausberg „Storsteinen“, die 421 Meter Höhe überwinden wir mit einer Seilbahn. Normalerweise hat man von oben einen herrlichen Blick auf die Stadt, heute aber hält sich dichter Nebel im Tal und nur die Bergspitzen lugen aus dem grauen Nichts, bieten jedoch durchaus ein beeindruckendes Bild.

Wir beenden die Rundfahrt beim Planetarium und schlendern durch den botanischen Garten hinab zurück zur „Artania“, wo wir uns umgehend wieder ins Bordleben stürzen.

 

Siebenter Tag

 

Wir nähern uns langsam dem Nordkap, morgens legen wir schon im Städtchen Honningsvåg an. Wir verlassen das Schiff für einen kurzen Bummel durch die kleine Stadt und ihren Hafen, der auf der Insel Magerøya liegt. Honningsvåg liegt auf dem 71. Breitengrad und ist somit die nördlichste Stadt Europas. Von hier aus startet man  gewöhnlich zum Nordkap.
Die zerklüftete Insel steht seit 1929 unter Naturschutz, nur leider versteckt sie grade ihre Schönheit unter einer dichten Nebeldecke und wir sehen kaum etwas davon. Der Nebel begleitet uns den ganzen Tag, auch das Nordkap selbst ist kaum zu sehen, weder oben noch bei der späteren Umrundung.

So ganz allmählich beginnen wir das ungastliche Wetter zu verfluchen...

 

 

 

Wenn du den Regenwolken folgst, findest du heraus, wo sich die Regenbögen verstecken.

                                                                              Anthony T. Hincks

Achter Tag

 

Seetag...

Wir vertreiben uns die Zeit mit faulenzen, lesen, langen Deckspaziergängen und essen.
Heute ist „Galaabend“ auf der „Artania“, will heißen: Nach einem Begrüßungscocktail schlürfen wir Austern, bevor wir zum festlichen Abendessen schreiten. Abschließend dürfen wir noch eine tolle Show, bestehend aus Akrobatik und klassischem Tanz genießen.

Neunter Tag

 

Gegen Mittag erreichen wir Trondheim und machen uns auf, die Stadt zu Fuß und per Boot zu erkunden. Leider ist uns Petrus wieder nicht wohlgesonnen. Während unserer Bootsfahrt auf dem Flüsschen Nidelva vorbei am „Nidaros-Dom“, den bunten Werften und Holzhäusern beginnt es erneut zu regnen. Wir lassen uns den Spaß mit einem der traditionellen Boote unterwegs zu sein aber dennoch nicht nehmen. 

 

 

Auch während unseres Altstadtbummels begleiten uns die Regentropfen. Wir spazieren durch die schmalen Gassen des Bakklandet-Viertel mit seinen Holzhäusern, in denen zahlreiche Geschäfte und Galerien versteckt sind. Wir passieren die Altstadtbrücke und stehen vor dem trutzigen Nideros-Dom, der als Nationalheiligtum gilt.

 

Zehnter Tag

 

Schon sehr zeitig hat unser Schiff den Hafen von Molde erreicht, unser nächstes Ziel. Hier wollen wir uns das Romsdalsmuseum anschauen. Es entstand 1912 und ist ein Volksmuseum, und zeigt Gebäude und Einrichtungen aus der Region. So können wir uns ein Bild machen über das Leben hier in früherer Zeit.

Am frühen Nachmittag starten wir zu einer Panorama-Zugfahrt mit der berühmten „Raumabahn“ vom nahegelegenen Städtchen Åndalsnes aus.

 

 

Ein kurzer Spaziergang führt uns zum Bahnhof von Åndalsnes, wo wir die bekannte Rauma-Bahn besteigen. Die

Strecke ist in der Tat wunderschön und wildromantisch, führt durch eine spektakuläre Landschaft und wir haben  einen schönen  Blick auf den Fluss Rauma, der meistens parallel zum Zug verläuft, vorbei an majestätischen Bergen. Teile von Harry Potter und der Halbblutprinz wurden hier gedreht, so erfahren wir. Rückwärts geht es dann per Bus, mit Halt an der berühmten „Trollwand“, mit 1000 Metern Europas höchste Steilwand. Leider hüllt sie sich in Wolken und der Regen ist leider auch wieder da. Unterwegs genießen wir immer wieder herrliche Blicke über den Romsdalsfjord.

Ein weiterer Stop ist uns ein malerisch gelegener Wasserfall wert, einer von unzähligen, die hier in den 87 umliegenden schroffen Bergen zu Tal stürzen.

 

Elfter Tag

 

Sehr zeitig krabbeln wir heute aus den Betten, wir freuen uns auf den „Geiranger“, dem man nachsagt, er sei der schönste Fjord. Hier müssen wir „tendern“, das heißt mit kleinen Booten an Land fahren. Als wir die Vorhänge aufziehen, schwant uns schreckliches. Es regnet und ist darüber hinaus sehr stürmisch. Sicht bestenfalls ein paar Meter.
Kurz nach dem Frühstück dann die Gewissheit: Keiner der für heute geplanten Ausflüge findet statt, das Ausbooten ist bei diesem Wind einfach zu gefährlich. Die Enttäuschung ist fast mit den Händen greifbar, haben wir alle doch schon vom Nordkap nichts gesehen. Aber Sicherheit geht vor, gesehen hätten wir von oben bei diesem Wetter eh nichts.

So begnügen wir wir uns notgedrungen mit der Ausfahrt aus dem Fjord, wobei es dann doch einige Lichtblicke gibt...

 

Unser Kapitän hat sich zwischenzeitlich um einen Liegeplatz in dem Städtchen Ålesund bemüht, um uns wenigstens ein kleines Trostpflaster anbieten zu können. So haben wir mittags Gelegenheit zu einem Bummel durch das auf drei Inseln verteilte Städtchen.

In Ålesund brannte es im Jahr 1904 schwer, 850 Häuser fielen dem Feuer zum Opfer, 10.000 Menschen wurden obdachlos. Danach durften nur noch Steinbauten innerhalb der Stadtgrenzen errichtet werden, die man in Anlehnung an den Jugendstil baute und sehr hübsch anzusehen sind.

Als Kontrastprogramm werfen wir einen Blick auf das Rathaus des Städtchens, einem kastenförmigen Bau,  bezeichnet und gewählt zum hässlichsten Gebäude des Landes. Durchaus mit Recht, stellen wir fest.

 

 

Zwölfter Tag

 

Heute morgen haben wir die auf dieser Reise eher seltene Gelegenheit bei strahlendem Sonnenschein die beeindruckende Landschaft des Sognefjords zu genießen, durch den die Artania langsam hindurch gleitet.

Schroffe Felswände, von denen zahllose Wasserfälle zu Tal stürzen, wechseln sich mit sanfteren Hängen ab, dazwischen wie hineingetupft, kleine Dörfer.

Hier sehen wir, wie es hätte sein können...

 

 

 

Wir biegen in den Aurlandsfjord ein und gehen in Flåm vor Anker. Von hier starten wir zu unserem letzten Landgang auf dieser Reise.

Wir steigen in die bekannte Flåmbahn, die uns durch die spektakuläre Landschaft nach Myrdal bringt. Dort steigen wir um in die Bergenbahn, die uns durch das Rauntal nach Voss bringt. Durch einen ungeplanten Zwischenstopp fallen die versprochenen Fotostops ziemlich kläglich aus, damit wir unsere Anschlüsse nicht verpassen. Herrlich aber zumindest der Anblick des Kjosfossen-Wasserfall, wo wir dennoch einen kurzen Stop einlegen.

In Voss erwartet uns schon der Bus, der uns zurück bringen soll zum Schiff.  Vorher aber geht es hinauf zum Stalheim-Hotel, welches auf einer Anhöhe liegt. Von hier aus haben wir einen schönen Rundblick über das Nærøytal und den Berg Jordalsnuten, der an einen Zuckerhut erinnert. Der Weg zurück führt uns noch an dem beeindruckenden Tvinde-Wasserfall vorbei, bevor es durch den 11 Kilometer langen Gudvangatunnel und den 5 Kilometer langen Flenjatunnel zurück nach Flam geht. Ein letztes Mal gehen wir an Bord.

 

Letzter Tag

 

Seetag.

Die „Artania“ ist flott unterwegs, angeschoben von recht starkem Wind, mit Kurs auf Hamburg. Wir genießen das Schaukeln und die Wellen, die uns Richtung Heimat tragen, wo wir morgen früh ankommen sollen.

 

 

 

 

 

Der weise Reisende verachtet sein eigenes Land nicht.

 

Carlo Goldoni

 

Unsere Kreuzfahrertage sind leider vorbei, zumindest für den Moment. Daheim warten Kind, Haus und Katz und wir freuen uns drauf, wie immer.