Reisetagebuch
Jeden Morgen, wenn die Sonne in Afrika aufgeht,
weiß die Gazelle, dass sie schneller laufen muss als der schnellste Löwe, wenn sie den Tag überleben will.
Jeden Morgen, wenn in Afrika die Sonne aufgeht,
weiß der Löwe, dass er schneller laufen muss als die langsamste Gazelle, wenn er heute nicht verhungern will.
Egal, ob du Gazelle bist oder Löwe:
Wenn die Sonne aufgeht musst du laufen...
(Aus Afrika)
Nach zwei Flügen mit stundenlangem Zwischenaufenthalt kamen wir müde, aber glücklich und gespannt auf Afrikas Süden hier in der Waterfront-Lodge in Livingstone an, wo unsere Rundreise durch Sambia, Namibia und Botswana ihren Anfang nehmen sollte. Hier lernten wir unsere Mitreisenden und unsere beiden jungen Guides Annika und Greg kennen, die für uns in den nächsten drei Wochen Mutter, Vater, Lehrer und bald auch gute Freunde wurden.
Jetzt erst einmal Quartier nehmen und wenigstens ein halbes Stündchen Pause... Mehr war aber nicht drin, schließlich wollten wir heute noch zu den Victoria-Fällen fahren. Wir kletterten in einen sehenswerten knallroten Truck, dieser sollte für die nächsten drei Wochen unser zweites Zuhause werden und uns runde 5000 Kilometer durch diesen beeindruckenden Kontinent fahren.
Unsere Safari-Schaukel
Die Wasserfälle führten derzeit leider sehr wenig Wasser, trotzdem haben sie uns sehr beeindruckt. Wir schlenderten gemütlich am oberen Rand der Schlucht entlang und genossen das herrliche Panorama.
Langsam machte sich dann doch Hunger und Müdigkeit bei uns breit und wir machten uns auf den Rückweg zu unserer hübschen Lodge. Nach einer erfrischenden Dusche aßen wir gemeinsam und lernten uns dabei besser kennen.
Den heutigen Tag haben wir noch hier in Livingstone zur freien Verfügung, verschiedene Aktivitäten werden angeboten. Wir haben uns entschlossen, eine nahegelegenen Löwenstation zu besuchen. Da durch viele verschiedene Faktoren der Bestand dieser stolzen Tiere um mehr als 80% zurückgegangen ist, ist besonderer Schutz nötig. Hier in dieser Station werden Löwen gepflegt, aufgezogen und schließlich in einem vierstufigen Prozess ausgewildert.
Um 6 Uhr 15 am Morgen werden wir abgeholt, die frühen Morgenstunden sind angenehm kühl und die Wahrscheinlichkeit, die Tiere gut beobachten zu können ist relativ hoch. Unterwegs von unserem Häuschen zum Bus begegnet uns ein Leguan, er huscht uns fast über die Füße... Fremdartiges Vogelgezwitscher und das Gebell der Affen begleitet uns auf dem kurzen Weg. Ein netter Sambier nimmt uns in Empfang und verfrachtet uns in einen Minibus, der uns hinaus zur Station bringen soll. Wir fahren los und bekommen einen ersten Eindruck von der Reichhaltigkeit der afrikanischen Tierwelt. Eine Giraffe kaut genüßlich am jungen Grün eines Baums, wir sehen Antilopen und Affen am Straßenrand.
Nach relativ kurzer Fahrt kommen wir bei der Löwenstation an, bekommen einen Kaffee und eine Sicherheitseinweisung. Jeder von uns erhält einen geraden Ast, etwa in der Größe und Form eines Spazierstocks. Unsere einzige „Waffe“, mehr braucht es nicht, die Tiere auf Abstand zu halten, wird uns versichert. Begleitet von einigen Wildhütern starten wir in das weitläufige Gelände. Zäune oder andere Begrenzungen sehen wir nicht, dies hier ist Buschland. Schon bald treffen wir auf eine Löwin mit zwei Jungtieren. Wir nähern uns langsam und vorsichtig.
Eine ganze Stunde lang dürfen wir diese kleine Familie begleiten, sie bewegen sich völlig ungezwungen und frei, klettern auf Bäume, rangeln spielerisch miteinander, schmusen und jagen sich. Es ist eine Freude, ihnen zuzusehen! Ich darf sogar eins der Jungtiere streicheln, am Rücken, ohne Kopf und Ohren zu berühren. Das wurde uns so angewiesen, ebenso wie nicht zu rennen, immer hinter den Löwen zu bleiben, uns nicht auf den Boden zu setzten oder zu legen... Mama Löwe beobachtet uns sehr genau, wenn auch sichtlich unaufgeregt und nicht aggressiv. Wir sind also bemüht, uns an die Anweisungen zu halten. Die Tiere sind in einem Zwischenstadium, erfahren wir, verletzt oder vereinsamt aufgefunden, gesundgepflegt und nun auf gutem Weg, bald wieder in völlige Freiheit entlassen zu werden.
Wie gut, dass es solche Stationen gibt, sorgen sie doch dafür, dass auch unsere Nachkommen noch an frei geborenen und lebenden Wildtieren erfreuen können! Mir persönlich gab es die Gelegenheit, einen Löwen streicheln zu dürfen. Ich habe das sehr genossen und werde es ganz gewiss niemals vergessen.
Und irgendwo gehen Löwen noch und wissen,
solang sie herrlich sind, von keiner Ohnmacht.
Rainer Maria Rilke
Wieder in der Waterfront-Lodge angekommen gibt es erst einmal ein deftiges Frühstück, dabei beschließen wir einen Spaziergang über die Grenzbrücke zwischen Sambia und Simbabwe zu unternehmen, die teilweise über die Victoria-Fälle führt. „Kleiner Grenzverkehr“ ist hier Gang und Gebe, wir dürfen ohne weitere Formalitäten die Brücke passieren, weiter allerdings ohne Visum nicht. Aber das wollen wir ja auch gar nicht, der Blick über die Schlucht genügt uns völlig, auch wenn der Sambesi im Moment wenig Wasser führt.
Wir schauen einer sehr mutigen jungen Dame zu, die einen Bungeesprung in die Tiefe wagt. Glücklich, aber doch etwas zittrig wird sie wieder nach oben geholt und strahlt mit der Sonne um die Wette.
Wir schlendern zurück auf die sambische Seite und nehmen uns ein Taxi zurück zur Lodge um zu duschen und etwas auszuruhen.
Auf dem Gras hinter unserer Schlafhütte tollt eine Affenfamilie herum und erfreut uns mit ihren Possen, wir fühlen uns rundherum wohl.
Am späten Nachmittag starten wir alle zusammen zu einer Bootstour auf dem Sambesi. Kaum haben wir es uns auf dem Oberdeck gemütlich gemacht und abgelegt, sichten wir auch schon die ersten Tiere, eine Elefantenfamilie, die die Kühle des Wassers sichtlich genießt. Auch Flusspferde entdecken wir und sogar ein Krokodil, träge am Ufer in der Sonne brütend. Wir lassen die herrliche Flußlandschaft an uns vorüberziehen und genießen den afrikanischen Sonnenuntergang.
Wieder stehen wir zeitig auf und frühstücken rasch, wollen wir doch gegen acht Uhr pünktlich die Fahrt durch den Caprivi-Streifen antreten. Dieser schmale Landstreifen zwischen Angola, Botswana und Sambia ist die wasserreichste Region Namibias, dessen Grenze wir unterwegs überschreiten. Unser Weg führt durch eine flache, mit Bäumen und Sträuchern bewachsene Landschaft, teils voll keimenden Grüns, teils von brauner, trockener Erde bedeckt. Ab und zu sind winzige Dörfer in diese Welt getupft, meist nur drei oder vier kleine Rundhütten. Kinder winken uns zu, Rinder und Ziegen laufen frei und ohne Zäune umher, nur so ist gewährleistet, dass sie genug Futter finden. Erst abends werden die Tiere wieder zusammengetrieben.
Nachmittags kommen wir schließlich im Camp Kwando an, wo wir die heutige Nacht verbringen. Wir beziehen unsere Schlafzelte und starten umgehend zu Fuß zu einer kleinen Orientierungsrunde über das Gelände.
Auch dieses Nachtquartier ist direkt an einem Fluss gelegen, dem Kwando, der dem Kamp auch seinen Namen gab.
Während wir uns umsehen und den Sonnenuntergang bei einem kühlen Getränk genießen, sind unsere beiden Guides Annika und Greg schon fleißig mit der Essensvorbereitung beschäftigt. Wir nehmen das leckere Mahl gemeinsam im Freien ein, besucht oder vielmehr heimgesucht werden wir dabei von allerlei vielbeinigem, krabbelndem und geflügeltem Getier. Wir bekommen einen ersten Eindruck von der schwellenden Tierwelt Afrikas.
Gut 200 km haben wir heute vor uns, Richtung Westen. Am Okawango-Fluss, in dessen Delta wir uns später auf dieser Reise noch umschauen wollen, befindet sich das Ngepi-Camp, wo wir für die kommenden beiden Nächte unterkriechen wollen. Wir müssen uns regelrecht dahin durchkämpfen, das Camp liegt tief im Busch und die Sandpiste ist entsprechend. Gut durchgeschüttelt kommen wir gegen Mittag an.
Vielstimmiges Vogelgezwitscher empfängt uns und rundherum ganz viel Natur. Wir beziehen unser kleines Baumhaus, wobei „Haus“ eigentlich übertrieben ist. Unser Nachtquartier gleicht einem kleinen, runden, strohgedeckten Unterstand. Bambusrollos ersetzen die Fenster, im Inneren zwei bequeme Betten mit passenden Moskitonetzen und einem Bambusregal. Außen haben wir eine Buschdusche sowie Toilette. Es ist echt schnuckelig und gefällt uns auf Anhieb.
Nach einem leichten Mittagessen geht’s los zu unserer ersten Pirschfahrt in den kleinen, aber wunderschönen Mahango-Nationalpark.
Ganz langsam rollen wir hinein um auch ja kein Tier zu verscheuchen. Springböcke, Antilopen, Impalas und viele Vögel begegnen uns, plötzlich tauchen hinter einem Busch sogar Elefanten auf , die sich an den grünen Trieben gütlich tun.
Ganz zaghaft bewegen wir uns weiter bis zu einem Aussichtspunkt, von dem aus wir eine weite Ebene überblicken können. Etwas entfernt gibt es ein Wasserloch, auch hier steht ein Elefant, der seinen Durst stillt. Auch andere Tiere finden sich hier ein, in der Ferne grast friedlich eine Herde Zebras, ein Krokodil döst in der Sonne.
Ein herrlicher alter Elefantenbaum prägt diesen Aussichtsplatz, so dass wir alle gut wieder zum Treffpunkt zurückfinden.
An der Wasserkante entlang fahren wir langsam weiter. Hier entdecken wir einige Flusspferde, die träge und zufrieden im Wasser lümmeln und beneiden sie etwas, es ist tierisch heiß. Ein Waran kriecht langsam über die Sandpiste, auf der wir fahren, auch er sucht wohl etwas Abkühlung.
So langsam rollen wir wieder Richtung Ausgang, die Sonne sinkt rasch. Eine Affenfamilie begegnet uns noch, auch Springböcke und Impalas sehen wir immer wieder.
Das war ja ganz gut für den Anfang, denken wir zufrieden und fahren zurück zum Camp wo wir wie gestern den Tag mit einem gemeinsamen Essen beschließen wollen.
Ca. 200 km auf guter, asphaltierter Straße erwartet uns heute am Fahrstrecke. Vorher aber nehmen wir uns noch die Zeit einen Spaziergang durch diese wirklich sehr originelle uns besondere Unterkunft zu machen. Vor allem die sanitären Anlagen sind echt sehenswert.
Über solchen Einfallsreichtum können wir nur staunen – und grinsen...
So ganz nebenbei erleben wir den Sonnenaufgang und das Erwachen der Vogelwelt, lautes Gezwitscher begleitet uns.
Gut gelaunt gönnen wir uns noch ein ausgiebiges Frühstück, beladen unseren Truck und fahren los.
Schon nach wenigen Kilometern haben wir die „Popa-Falls“ erreicht, die wir besichtigen wollen. Richtige Wasserfälle sind es eigentlich nicht, vier Meter Höhenunterschied überwindet der Okawango hier, dennoch hat sich der Stopp gelohnt. Wir haben einen tollen Blick auf den Fluss.
In der kleinen kleinen Stadt Rundu fassen wir Proviant und Wasser nach. Wir kommen gut voran, gegen Mittag erreichen wir die N'kwazi-Lodge, unser heutiges Quartier.
Geradewegs aus dem Busch kommend, empfinden wir diese Lodge als geradezu luxuriös, feste Unterkünfte, Klimaanlage und sogar Verbindung zum Rest der Welt in Form von Internet!
Ungewöhnlich grün ist es innerhalb der Lodge, blühende Büsche, Blumen, auch die Bäume tragen junges Laub. Sogar Rasenflächen gibt es, für's Mähen sind Schafe und Ziegen zuständig, auch zwei hübsche Pferde grasen direkt an unserer Terrasse.
Nach einer kurzen Ruhepause besuchen wir zusammen das Dorf Vangu-Vangu, welches ganz in der Nähe liegt. Wir lernen viel über die Struktur des Dorfes, erfahren wie die Menschen hier leben. Zum Beispiel bewirtschaften die Dorfbewohner gemeinsam einen Gemüsegarten, es gibt eine katholische Kirche und auch eine Grundschule. Man hat durchaus begriffen wie wichtig Bildung für die Kinder ist und fördert diese nach Möglichkeit. Unsere Gastgeschenke kommen hier gut an, Papier, Buntstifte usw. sind rar und werden nötig gebraucht.
Große und kleine Menschen begegnen uns aufgeschlossen und sehr freundlich, wir dürfen sogar eine der nur aus Naturmaterialien gebauten kleinen Hütten in Augenschein nehmen. Alle lassen sich gerne von uns fotografieren und haben einen Riesenspaß an den Bildern, die wir ihnen auf dem Display zeigen.Es war ein wunderschöner Nachmittag und wir haben uns sehr gefreut, hier im Dorf Vangu-Vangu zu Gast sein zu dürfen für eine kleine Weile. Das Leben wird entschleunigt, so ganz langsam passen wir uns dem gemächlichen Tempo der Eingeborenen an.
Viele kleine Leute,
an vielen kleinen Orten,
die viele kleine Dinge tun,
können das Gesicht
dieser Welt verändern.
Heute haben wir einen Fahrtag, der Weg zum Etosha-Nationalpark ist weit. Fast 500 km müssen wir überwinden, dafür bleiben wir dann aber auch drei Nächte im „Ort des trockenen Wassers“, der zu den größten Schutzgebieten weltweit zählt. Noch etwas müde, aber doch voller Vorfreude klettern wir also frühmorgens in unseren Truck, fassen unterwegs noch jede Menge Proviant und Wasser nach. Alle Ritzen, Ecken und Spalten unseres Gefährtes sind proppenvoll. Wir kommen gut voran bis – ein blechernes, lautes Scheppern und Poltern aus Richtung des hinteren Wagenbodens reichlich unsanft an unsere Ohren dringt. Ein Reifen war geplatzt! Ganz langsam ließ Greg den Wagen ausrollen, man merkt ihm eine gewisse Routine an. Das passiert hier öfter, klärt uns Annika auf, beim Zustand der meisten Straßen ist es auch kein Wunder. Nicht umsonst fahren wir nie ohne mindestens drei Ersatzreifen und einem gut sortierten Werkzeugkasten los... Während Greg an die Arbeit geht, machen wir anderen aus der Not eine Tugend, wir ziehen unser Mittagspicknick einfach etwas vor. Er kommt auch gut voran, bemerkt aber bestürzt dass der äußere Reifen, den er demontieren musste um den Geplatzten auswechseln zu können, mittlerweile ebenfalls ohne Luft war... Er war dummerweise genau auf einem Dornenzweig gelandet. Also kam auch das zweite Reserverad zum Einsatz. Nun konnte es aber endlich weitergehen, wenn auch nur bis zur nächsten Siedlung. Hier machten wir Halt um den defekten Reifen flicken zu lassen. Es wäre einfach viel zu gefährlich mit nur einem Ersatzrad in die Etosha-Pfanne einzufahren... Schließlich ist auch das erledigt und nach weiteren 2,5 Stunden diesmal reibungsloser Fahrt kommen wir auf der Tarentaal-Gästefarm an, wo wir die kommenden drei Nächte verbringen werden. Wir fühlen uns sofort wohl hier, alles ist sehr gepflegt und hübsch und man empfängt uns warm. Nach unserem gemeinsamen Abendessen gehen wir zeitig schlafen um morgen fit zu sein für unsere erste Pirschfahrt.
6 Uhr 17 genau auf die Minute öffnet der Nationalpark heute, die Öffnungszeit ist immer abhängig vom Sonnenaufgang. Dann wollen wir am Eingang sein, deshalb klingelt unser Wecker schon um 5 Uhr 15, ein rasches Frühstück und ab geht’s. Pünktlich wie die Maurer fahren wir in den Park ein. Die Landschaft ändert ganz langsam ihr Bild, wird karger, je tiefer wir in den Park einfahren.
Wir strengen unsere Augen an, machen erste Tiersichtungen, Impalas zumeist und Springböcke. Auch eine Herde Zebras kreuzt unseren Weg. Es gibt davon recht viele hier, klärt uns Annika auf, wir werden ihnen noch öfter begegnen. Auf unsere Frage, wer denn dafür zuständig ist dass sie nicht Überhand nehmen antwortet sie lakonisch: Na die Löwen... Der Mensch ist hier nur Gast...
In der Ferne tauchen Giraffen auf, wir nähern uns dem ersten Wasserloch. Hier geben sich die unterschiedlichsten Tiere ein Stelldichein, es ist ein sehr friedliches Bild, dass sich unseren Augen bietet. Das kann sich aber sehr schnell ändern, in einiger Entfernung erspäen wir einige Löwen, die sich gerade an einem Zebra gütlich tun. Auch die anderen Tiere am Wasserloch haben die Löwen bemerkt, sie wissen jedoch, dass ihnen momentan keine Gefahr droht. Nur ein hungriger Löwe ist ein gefährlicher Löwe...
Die Sonne steigt höher, langsam wird es sehr heiß. Wir dürfen den Truck hier im Park nicht verlassen, lediglich an den eingezäunten Stationen. Alles andere ist einfach zu gefährlich. Hyänen und Schakale machen wir mitunter erst aus, wenn sie uns wirklich schon sehr nahe sind. Durch ihre Fellfarben sind die Tiere sehr gut getarnt.
Gegen Mittag fahren wir also eine der Stationen an um zu essen und etwas auszuruhen. Die Tiere hier tun dasselbe, versichert uns Annika. Auch sie verdösen die Mittagshitze irgendwo im Schatten liegend.
Gegen 15 Uhr treffen wir uns wieder und setzen unsere Pirschfahrt fort. Die Schotterpiste führt uns direkt am Rand der Etosha-Pfanne entlang, wir haben einen guten Überblick über das karge, trockene Land. In der Ferne machen wir Giraffen, Strauße aus, Zebraherden ziehen in Richtung der Wasserlöcher. Eines davon wollen wir noch anfahren. Fast unmittelbar am Wegesrand sehen wir einen Elefanten liegen, der hier wohl eines natürlichen Todes gestorben ist. Ein Geier ist schon bei der Arbeit, auch das gehört hier einfach zum Leben...
Wow, hier ist allerhand los, denken wir als wir bei der kleinen Wasserstelle ankommen! Ganz nah vor uns döst ein Löwenmann, ein wahres Prachtexemplar. Ein Artgenosse kommt gemächlich herbeigetrottet, beide beschnuppern und begrüßen sich. Sie sind satt und träge, so zeigen die zahlreichen anderen Tiere am Wasserloch kaum Beunruhigung. Ein gewisser Sicherheitsabstand wird allerdings gewahrt.
Es ist einfach traumhaft, diese Tiere beobachten zu dürfen, wir reißen uns nur schwer wieder von diesem Anblick los, aber langsam müssen wir den Rückweg antreten. Gegen 19 Uhr geht die Sonne unter, dann dürfen zu unserer eigenen Sicherheit keine Menschen mehr im Park sein. Wir trösten uns mit der Vorfreude auf morgen, wir haben noch einen ganzen Tag hier zur Verfügung und wir hoffen, dass unsere morgige Pirschfahrt ebenso erfolgreich wird wie die heutige...
Der heutige Tag verläuft ganz ähnlich wie der gestrige und ist ebenso schön wie anstrengend. Zum Glück ist es aber heute nach einem nächtlichen Gewitter nicht mehr ganz so heiß.
In der Ferne erspähen wir einen Schwarm tief kreisender Geier, das wollen wir uns doch näher anschauen. Beim Heranfahren erkennen wir die Überreste eines Zebras, nur noch ein paar Knochen und ein Stück Fell ist übrig geblieben. Zwei Schakale versuchen immer wieder hier noch etwas Fleisch zu ergattern und scheuchen die Geier auf. Aber da ist kaum noch was zu holen...
Wir setzen unseren Weg fort, sehen Giraffen, Antilopen, Strauße, Impalas, auch ein Nashorn erwischen wir, wenn auch nur seine Kehrseite.
Da, ein weiteres Mal haben wir das fast schon unglaubliche Glück auf Löwen zu treffen, ein Pärchen diesmal, welches sich ganz nah bei der Piste in der Sonne räkelt.
Die Beiden lassen sich von uns und unserem roten Truck nicht aus der Ruhe bringen, vielmehr schauen sie interessiert zu uns herüber. Es ist schon ein seltsames Gefühl, so Aug in Aug mit diesen ausgewachsenen, frei lebenden Löwen... Diese hier sind im Moment zum Glück satt und zufrieden.
Die Elefanten jedoch, von denen es hier recht viele geben soll, verstecken sich gut, wenn uns auch nicht recht klar ist, wo. Das Land hier ist tellerflach, und nur selten mit niederem Gestrüpp bewachsen. Allerdings stoßen wir oft auf ihre Spuren, umgeworfene Bäume und „Häufchen“ zum Beispiel zeugen uns von ihrer Anwesenheit.
Die Löwen sind wesentlich seltener anzutreffen, hier haben wir jedoch am Nachmittag abermals Glück, fast als würden sie von meiner Liebe zu ihnen ahnen... Zwei Männchen sind es diesmal, die am Wegesrand die heißeste Zeit des Tages verdösen....
Wir sind mittlerweile ziemlich geschafft von Hitze und Staub und beschließen, etwas früher zur Gästefarm zurückzufahren. Wir müssen packen und auch etwas ausruhen. Morgen geht es in aller Frühe weiter in Richtung Brandberg.
Reichts für's erste? dann ab nach oben...
Schönheit ist der Sinn der Welt.
Schönheit genießen heißt:
Die Welt verstehn.
Otto Julius Bierbaum
Wir wuchten unsere Siebensachen in den Truck und rollen stetig nach Süden durch eine traumhaft schöne Wüstenlandschaft, die unsere Augen und Gemüter gefangen nimmt.In dem kleinen Städtchen Outjo ergänzen wir unsere Vorräte, vor allem Wasser und Obst an Bord nehmen bei der herrschenden Hitze rapide ab.
Wir erreichen den “Steinernen Wald“. Kein richtiger Wald eigentlich, sondern in grauer Vorzeit von einem Fluss angeschwemmte riesige Baumstämme, aus denen im Laufe der Zeit, die Stämme haben ein geschätztes Alter von 240- 300 Millionen Jahren, jegliche Feuchtigkeit verschwunden ist und die hier im heißen Wüstensand ruhen. Fast jeder Stein,über den wir gehen, hat diesen Ursprung. In diesem bizarr anmutendem Umfeld findet sich auch die Welwitschia mirabilis, eines der seltsamsten pflanzlichen Geschöpfe der Erde. Sie erreicht ein Lebensalter von 1000, unter günstigen Umständen sogar bis zu 2000 Jahren und ist somit ein weiteres lebendes Fossil.
Unser nächster Halt: Twyfelfontein. Hier klettern wir mit einem einheimischen Führer hinauf in die Felsen, wollen wir uns doch die berühmten Felsmalereien und Gravuren des Volkes der „Buschmann“ aus der Nähe anschauen, zumindest einen kleinen Teil davon. Es gibt hier am Brandbergmassiv über 2500 dieser Kunstwerke. Die Gravuren sind unbekannten Alters, wie die meisten Natursehenswürdigkeiten dieses sehr alten Landes. Die Schätzungen reichen von 2.500 bis 10.000 Jahre.
Wir steigen durch die Felsenpfade wieder abwärts, zurück zu unserem Truck und brechen wieder auf. Kein angenehmes Stück Weg, die Schotterpiste ist eine wahre Prüfung für Menschen und Material... Ein wenig fühlen wir uns wie auf einer Achterbahn, und prompt fängt unser Vehikel auch protestierend zu klappern an. Eine Verschraubung die normalerweise den Auspuff abdichtet, hat das Zeitliche gesegnet, ergab Greg's kurze Inspektion. Nicht weiter schlimm, aber nervig. Wir können weiterfahren bis zur „White Lady-Lodge“, am Fuß des Brandbergmassivs gelegen und unser nächstes Nachtquartier.
Diese unsere Unterkunft befindet sich genau im ausgetrockneten Bett des Ugab-River und wirkt wie ein Edelstein in der umliegenden Einöde. Unser unermüdlicher Greg packt umgehend seine Werkzeugkiste aus und beginnt den Truck zumindest notdürftig wieder zusammenzuflicken. Schließlich muss er morgen durchhalten bis zu dem Küstenstädtchen Swakopmund, unserem nächsten Ziel.
Wieder klettern wir früh aus den Federn. Frühmorgens ist es noch angenehm kühl, und wir haben eine etwa zweistündige Wanderung zur „White Lady“ geplant, einer der berühmtesten Felsmalereien hier am Brandbergmassiv, die wir unbedingt kennenlernen wollen.
Der Weg zur Lady führt durch ein wunderschönes Fleckchen Erde, durchzogen von alten Bachbetten, von denen eines sogar noch etwas Wasser führt. Wir überraschen einige Wüstenratten beim morgendlichen Sonnenbad, auch buntschillernde kleine Echsen aalen sich auf den warmen Felsen.
Schließlich kommen wir bei der „White Lady“ an, etwa 15.000 bis 16.000 Jahre ist dieses Kunstwerk alt. Vermutlich soll die Zeichnung gar keine Dame darstellen, erfahren wir von unserem einheimischen Führer, sondern entweder einen Krieger oder einen Schamanen, die in alter Zeit oft in weißer Bemalung ihre rituellen Tänze aufführten. Wieder sind wir angemessen beeindruckt von der Schönheit und Detailgenauigkeit der Zeichnungen und Gravuren.
Die Sonne steigt schnell, es wird wieder sehr heiß und wir haben noch ein gutes Stück Weg vor uns heute. Langsam arbeitet sich unser Truck durch die weiten, sandigen Ebenen vor in Richtung Küste.
„Nein, es ist keine Fata Morgana“, klärt uns Annika auf, als der Atlantik endlich vor uns auftaucht. In Sichtweite des Meeres und den frischen Wind genießend, halten wir unser Picknick ab.
Ganz in der Nähe, am Cape Cross, befindet sich eine riesige Robbenkolonie. Zu Spitzenzeiten sollen sich hier bis zu 250 000 Tiere tummeln. Ganz so viele sind es zwar jetzt grade nicht, aber momentan treffen die paarungswilligen Männchen ein. Wir beobachten diese stattlichen Kerle eine Weile bei ihrer Brautschau und lassen uns die steife Brise um die Nase wehen.
Irgendwann sind wir dann so richtig durchgepustet und überdies sehr neugierig auf Swakopmund, wo wir zwei Nächte verbringen werden und was noch besser ist, morgen einen ganzen freien Tag.
Hier in diesem Küstenstädtchen, welches umgeben von Wasser auf der einen Seite und endloser Wüste auf der anderen, spiegelt sich sehr stark der deutsche Einfluss wieder, in der Architektur ebenso wie in den Speisekarten der Restaurants. Wir finden deutsche Cafés ebenso wie Bäckereien, Fleischereien und Apotheken. Man spricht deutsch. Wären die Straßen nicht so endlos breit und wäre nicht der ungewohnte Linksverkehr, man wähnte sich in einer x-beliebigen deutschen Kleinstadt. Selbst der Nebel, der sich heute leider den ganzen Tag nicht lichtet, erinnert uns an daheim.
Wir bummeln in aller Ruhe durch die Straßen, flanieren auf der Strandpromenade, trinken Kaffee. Heute haben wir Zeit und genießen es. Im kleinen, liebevoll ausgestatteten Heimatmuseum lernen wir einiges über die Geschichte der Stadt und ihrer einheimischen wie auch deutschstämmigen Bevölkerung.
Wir entdecken ein sehr schönes Meerwasseraquarium, wir nehmen uns viel Zeit für diese
interessante Unterwasserwelt. Unser freier Tag verrinnt wie im Flug.
Nun heißt es wieder Koffer packen, morgen früh geht's ab in die Namib-Wüste.
Schnell lassen wir das Küstenstädtchen Swapokmund hinter uns und fahren in die Wüste hinaus, die uns unendlich scheint. Manchmal ist sie sandig, manchmal steinig und mitunter überqueren wir auch einen ausgetrockneten Flusslauf. In diesen blitzt es auch mal grün, Kakteen wachsen und niederes Gestrüpp, ein Zeichen für Wasser tief unten in der Erde. Irgendwann biegen wir von der schnurgeraden Piste ab und wenden uns ein letztes Mal Richtung Meer. In der Walvis-Bay soll es eine große Ansammlung von Flamingos geben, diese schönen Tiere wollen wir uns gerne anschauen, den kleinen Umweg nehmen wir dafür gerne in Kauf. Wir werden nicht enttäuscht, es ist ein herrlicher Anblick!
Wir können uns kaum losreißen, müssen es aber, denn vor uns liegt noch eine lange Strecke.
Wir durchqueren die sogenannte „Mondlandschaft“, die ihrem Namen alle Ehre macht. Nahe der Distriktgrenze zwischen Swakopmund und Windhoek halten wir und schauen auf den Kuiseb-Canyon. Hier hielten sich während des Zweiten Weltkriegs zwei deutsche Geologen versteckt, Henno Martin und Hermann Korn. Ihr Buch "Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste" erlangte ziemliche Berühmtheit, es erzählt von ihrer Flucht vor der drohenden Internierung durch Südafrikaner. Hier in dieser Gegend sehen wir auch die berühmten Köcherbäume, die eigentlich keine Bäume sind, sondern zur Familie der Aloen gehören.
Die Temperatur steigt, wir alle sind sehr durstig und sehnen und nach dem Wegweiser zu dem Wüstennest „Solitär“. Doch bevor wir dort ankommen, passieren wir den „Tropic of Capricorn“, oder auch „Südlichen Wendekreis“. Mit sichtlichem Spaß lassen halten wir dieses denkwürdige Ereignis im Bild fest.
Solitär entpuppt sich wirklich als Wüstennest, eigentlich nicht viel mehr als eine Tankstelle samt malerisch drumherum drapierte, recht fotogene Autowracks, eine Bar und...eine weithin berühmte deutsche Bäckerei, bekannt für den besten Apfelkuchen in ganz Namibia. Diesen Gaumenkitzel heben wir uns aber als Nachspeise auf, zuerst genießen wir im Schatten sitzend unser gemeinsames Picknick.
Gestärkt und guter Dinge starten wir zur letzten Etappe für heute, dem Sousesvlei Desert Camp, unserer Herberge für die nächsten beiden Nächte.
Das Camp besteht aus etwa 30 Hüttenzelten mitten in der Namib-Wüste, wobei das in der Mitte liegende Zelt die Rezeption darstellt. Wir finden es klasse!
Jede Seele hat ihre Eisregionen und Wüstenlandschaften,
und nur wo Tauwasser die verdorrte Erde tränkt,
gedeihen die Gärten des Lebens.
Andreas Tenzer
Gewarnt von der Hitze des Vortags schlüpfen wir heute schon um fünf Uhr aus den Federn, um die halbwegs angenehmen Frühstunden zu nutzen, wir haben Anstrengendes vor. Wir wollen uns die berühmten Sterndünen von Sossusvlei anschauen und auf eine davon, Düne 45, auch hinaufsteigen. Ihren Namen verdankt sie dem Umstand, dass sie 45 Kilometer vom Parkeingang bei Sesriem entfernt liegt. Düne 45 ist rund 170 Meter hoch und im tiefen Sand hat man das Gefühl sich eher rückwärts als vorwärts zu bewegen... doch wir geben nicht auf und stehen irgendwann auf dem Gipfel. Der Blick über das rote und orangefarbene Dünenmeer ist die Anstrengung des Aufstieges allemal wert.
Gegen halb Neun sitzen wir schon wieder im Truck und fahren tiefer in die Namib hinein, die „Dead-Pans“ sind unser nächstes Ziel. Fünf km bevor wir Sossusvlei erreichen, tauschen wir unseren treuen Truck gegen einen Allrad-Jeep ein, die Piste besteht hier aus tiefstem Sand. Schließlich schaffen es auch diese nicht mehr weiter, bis zu den „Dead-Pans“ ist es aber nur noch etwa ein Kilometer, den wir zu Fuß aber gut bewältigen können.
Was für ein Anblick! Die riesigen Salzpfannen glitzern silbergrau in der sengenden Sonne, gespickt mit uralten, vor vielen Jahrhunderten schon abgestorbenen Bäumen. Nun verstehen wir auch die Namensgebung... Hier kann wahrlich nichts überleben.
Das reicht vor einen Vormittag, denken wir einhellig und fahren zum Camp zurück. Dort angekommen, essen wir eine Kleinigkeit, füllen die morgens verlorene Flüssigkeit wieder nach und ruhen etwas aus.
Gegen Abend treffen wir uns und fahren zum nahegelegenen „Sesriem-Canyon“, um dort gemeinsam den Sonnenuntergang zu erleben. „Hier fließt mitunter sogar etwas Wasser“, erklärt uns Annika, „vor 20 Jahren lief dieses Tal sogar mal fast voll“. Unvorstellbar für uns...
Wir steigen hinab in dieses schmale, zerklüftete Tal und folgen ihm für eine Weile. Eine bizarre Welt ist das hier unten, zwischen Kieselsteinen und Sandbänken wachsen sogar kleine Bäumchen und Gräser, zeugen uns von der Anpassungsfähigkeit der Pflanzen an diese lebensfeindliche Welt. Wir gehen weiter bis der Canyon in den Felsen endet, hier finden wir tatsächlich noch zwei winzigkleine Wasserpfützen.
Es ist schon recht spät geworden bei dieser interessanten Wanderung, also machen wir kehrt um wieder in unsere eigene Welt aufzusteigen. Dabei erleben wir unseren letzten Sonnenuntergang in der Namib.
Der Weg durch die Wüste ist kein Umweg.
Wer nie die Straße verlor würdigt den Wegweiser nicht.
Friedrich Schwanecke
Unsere Zeit in Namibia ist fast zu Ende, die Hauptstadt Windhoeck, was soviel bedeutet wie „windiges Eckchen“, wollen wir uns aber schon noch anschauen.
Bevor wir jedoch dort ankommen, erleben wir unsere zweite Reifenpanne auf dieser Tour. Diesmal haben wir, bzw. Greg aber etwas mehr Glück, es ist einer der äußeren, er ist rasch gewechselt.
Die Stadt mit ihren etwa 40 000 Einwohnern kuschelt sich in ein etwa 1600 Meter hoch gelegenes Tal, welches uns irgendwie an einen großen Vulkankrater erinnert. Dadurch werden auch die Temperaturen etwas angenehmer.
Ein schnelles Mittagessen, dann brechen wir auf die Stadt zu entdecken. Sehr viel Sehenswertes finden wir aber nicht. Es ist Samstag, die Geschäfte haben weitgehend geschlossen (ja, hier gibt es das noch...).
Viele Gebäude und Straßennamen erinnern auch hier an die deutsche Kolonialzeit, es leben noch viele deutschstämmige Familien hier, die der Stadt ihren Stempel aufzudrücken wissen.
In „Joes Bierhaus“, einer schon fast legendären Trendkneipe, nehmen wir ein sehr leckeres Abendessen ein.
Nicht ungern lassen wir Windhoeck hinter uns und fahren in Richtung Botswana. An einem gottverlassenen Grenzposten mitten im herrlichsten Nirgendwo bringen wir die wenigen Formalitäten rasch hinter uns.
Die Landschaft Botswanas gibt sich im Moment ziemlich gleichförmig, flache, weite buschbestandene Ebenen, die schier kein Ende finden. Wie schon Namibia und Sambia ist auch dieses Land sehr dünn besiedelt, wir treffen auf sehr wenige Menschen.
Wer andere besucht, soll seine Augen öffnen und nicht den Mund.
Afrikanisches Sprichwort
Wir wollen heute bei den „Sar-Buschmann“ übernachten, mitten in der Kalahari. Also biegen wir von der Hauptstraße ab und holpern mühsam auf einem schmalen Trampelpfad viele Kilometer tief in den Busch hinein. Als wir es schon kaum noch zu hoffen wagen, taucht das „Ghanzi Trail Blazers-Camp“ vor uns auf. Wir nehmen unsere Quartiere ein, die Buschleute versprechen uns für später noch einen Rundgang über ihr Land, auf den wir alle sehr gespannt sind.
Zwei junge Buschmann, ganz traditionell gekleidet, holt uns schließlich im Camp ab. Auf diesem Spaziergang erfahren wir viel über das Leben dieses Stammes. Als Jäger und Sammler beuteten sie das Land, auf dem sie lebten nie aus, sondern zogen weiter, so dass die Erde sich erholen konnte. Dieses Nomadenleben haben sie mittlerweile aufgegeben, sind sesshaft geworden. Die Jagd ist ihnen nicht erlaubt, also versuchen sie sich der heutigen Zeit weitgehend anzupassen. Jedoch ist der Spagat zwischen den alten und in ihrem Wesen tief verwurzelten Traditionen und dem modernen Leben sehr schwer für die Stämme und gelingt beileibe nicht immer.
Die Buschmann besitzen ein großes Wissen über Pflanzen und deren Verwertbarkeit als Speisen und vor allem in der Naturmedizin, geben uns auch gerne etwas davon weiter und machen uns aufmerksam auf viele Tierspuren, die wir von selbst wohl kaum bemerkt hätten.
Nach diesem sehr lehrreichen Besuch im tiefen Busch hoffen wir einmal mehr, dass unser modernes Leben diese Menschen nicht überrollt...
Hier geht's hoch...
Wir kehren in die Zivilisation zurück, aber nur um letzte Vorbereitungen zu treffen für unseren Ausflug ins Okavango-Delta. Die Fahrt verläuft diesmal weitgehend reibungslos, auch wenn Greg den Truck immer wieder abbremsen muss, weil Ziegen, Rinder, Pferde oder Esel rücksichtslos unsere Vorfahrt missachten. Gegen Mittag kommen wir in Maun, dem Tor zum Okavango-Delta, an. Hier decken wir uns mit allem ein, was wir für die nächsten beiden Tage und Nächte in der Wildnis brauchen und packen auch eine kleine Extratasche mit dem Allernötigsten.
Schließlich ist alles getan und wir haben Zeit für etwas ganz Besonderes: Wir wollen in die Lüfte steigen, uns das Delta von oben anschauen!
Welch grandiose Anblick... Schillernde Flussarme, die grünes, fruchtbares Land durchziehen, hineingetupft Elefantenherden, Flusspferde, Zebras, Giraffen und Vögel aller Art. Eine Traumlandschaft tut sich vor unseren Augen auf. Nur allzu schnell ist unsere Flugstunde vorbei und wir müssen auf die Erde zurück.
Eine Entdeckungsreise besteht nicht darin, nach neuen Landschaften zu suchen, sondern neue Augen zu bekommen.
In aller Frühe beladen wir den Truck mit allem, was wir in den nächsten beiden Tagen nicht brauchen. Wäsche zum Wechseln, warme Jacken und Schuhe haben wir separat gepackt. Auch alles Essen, Schlafzelte sowie ausreichend Wasser müssen wir mitnehmen. Wohin wir nun aufbrechen gibt es nichts als die Natur. Da kommt doch allerhand Zeug zusammen, mit vereinten Kräften quetschen wir alles in einen Allrad-Jeep und klettern hinterher. Ab geht ’s auf abenteuerlichen Wegen hinein in die Wildnis. Hier zeigt sich uns eine völlig andere Landschaft, sehr feucht und grün, aus der Luft haben wir das ja schon sehen dürfen.
Dieses Delta ist das größte zusammenhängende Feuchtgebiet Afrikas und somit ein wahres Tierparadies. Wir überqueren immer wieder Wasserläufe, die Holzbalkenbrücken sind mehr als abenteuerlich. Fast meinen wir unser Fahrzeug samt Ladung drüber tragen zu müssen...
Irgendwann hält unser Fahrer an, ab jetzt geht es nur noch auf dem Wasserweg weiter. Wir sehen schon die kleinen Einbaumboote, Mokoros genannt, am Ufer eines der unzähligen Flüsschen, die es jetzt mit unseren Siebensachen zu beladen gilt. Gar nicht so einfach, aber irgendwie schaffen wir es, alles in den winzigen Booten zu verstauen. Wir klettern an Bord, immer zwei Personen pro Boot.
Gesteuert werden diese von erfahrenen Einheimischen, die hier leben und das Delta gut kennen. Alles andere wäre grob leichtsinnig. Fast zwei Stunden sind wir auf dem Wasser unterwegs, Irrwege, die wohl nur kennt, wer hier geboren ist...
Zweimal treffen wir auf Hippos, ganz vorsichtig fahren wir mit einem gewissen Sicherheitsabstand langsam an ihnen vorbei. Wir wollen sie lieber nicht reizen, diese so behäbig wirkenden Tiere können sehr wütend werden und sich dann auch überraschend schnell bewegen.
Endlich legen wir bei einer kleinen Insel an, die für die nächsten beiden Tage unsere Heimat sein wird.
Wir entladen unsere Mokoros und bauen unser Lager im Schutz einiger Bäume.
Mit Hilfe unserer Führer sind die kleinen Zelte rasch aufgerichtet und eingeräumt, so langsam sind wir schon ein eingespieltes Team. Dusch- und Toilettenzelt stehen ebenfalls rasch, letzteres besteht aus einem Loch, darüber ein Eisengestell mit Klobrille... Ein kleiner Sandhügel nebst Schaufel fungiert als Spülung. Klasse! Ähnlich abenteuerlich mutet die Busch-Eimerdusche an, liefert aber sogar warmes Wasser, falls gewünscht.
Die umliegende Natur begeistert uns total, bereits während der Ruhestunden am Mittag erspähen wir eine Giraffe, die am Grün der Bäume ihren Hunger stillt, eine Gruppe Hippos kühlt sich prustend im Fluss unweit unseres Lagerplatzes im Fluss ab.
Frühabends starten wir zu einem ersten Pirschgang. Wir finden Spuren vieler Wildtiere, sehen Zebraherden,Giraffen, Impalas und viele Vögel. Auch über die hier beheimateten Pflanzen und deren Verwendung lernen wir viel. Es gibt kaum etwas, woraus die Menschen und Tiere nicht irgend einen Nutzen zu ziehen wissen...
Die Sonne sinkt langsam und wir kehren zum Camp zurück wo uns schon ein Lagerfeuer erwartet, welches die ganze Nacht in Gang gehalten wird um eventuelle wilde mehrbeinige und sich schlängelnde Besucher abzuhalten. Wir hoffen, das funktioniert...
Während der Nacht wurden wir unsanft von einem heftigen Gewitter geweckt, das hieß aufstehen, nach draußen gehen und die Zelte wasserdicht verschließen. Das hatten wir abends unterlassen um die Kühle der Nacht hereinzulassen...
Kaum wieder eingeschlafen piepte der Wecker auch schon mit den Vögeln um die Wette. Wir wollen früh los auf einen weiteren Pirschgang. Die größte Hitze blieb heute dank des nächtlichen Gewitters, allerdings blieb es auch etwas unbeständig. Unseren Pirschgang konnten wir aber glücklicherweise trockenen Fußes zu Ende bringen. Elefanten sahen wir allerdings auch heute nicht, wohl aber ihre Spuren. Abermals trafen wir auf eine Zebraherde und Gnus, die einträchtig zusammen grasten. Auch eine Antilopenkuh samt ihrem Kälbchen hielt sich ganz in der Nähe der Gruppe auf. Giraffen holten sich frisches Grün aus der Höhe und ließen sich dabei auch von uns nicht aus der Ruhe bringen.
Frühabends besteigen wir unsere Mokoros und rudern hinaus in den Sonnenuntergang, schöner konnten wir diesen Tag kaum beschließen.
Es sind friedliche, ruhige Stunden, die wir hektischen Europäer hier zubringen dürfen, die unsere Seelen streicheln und zur Ruhe kommen lassen.
Wie immer sind wir zeitig auf den Beinen, in unsere kleinen Zelte dringt jeder Laut der erwachenden Tierwelt. Wir hören das Grunzen der Hippos, die Vögel zwitschern laut, in der Ferne heult eine Hyäne.
Ein letztes rasches Frühstück, dann bauen wir mit der tatkräftigen Hilfe unserer einheimischen Begleiter das Lager wieder ab und verfrachten alles wieder in die kleinen Boote. Auf dem selben abenteuerlichen Weg, den wir gekommen sind, geht es nun wieder zurück, erst zu Wasser, danach „querbuschein“. Alles, was wir hierher mitgebracht haben, nehmen wir auch wieder mit uns, wir hinterlassen die Natur wie wir sie vorfanden.
Endlich, nach endlosem Geschaukel kommen wir wieder in Maun an, wo Greg uns schon mit frisch geputztem und mit Proviant beladenem Truck erwartet. Abermals packen wir unser Zeug um und fallen nun doch etwas erschöpft in die Sitze. Jetzt haben wir eine Weile Zeit zum Ausruhen während Greg den Truck sicher in Richtung Makgadikgadi-Pfannen steuert.
Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle.
Albert Einstein
Wir nehmen Quartier in der naheliegenden Nata-Lodge. Luxus pur für uns, geräumige Hauszelte mit Dusche und WC! Das hatten wir nun doch etwas vermisst in der Wildnis. Diese findet sich aber auch hier innerhalb unserer Zelte, ja sogar innerhalb der Moskitonetze über unseren Betten... Wir teilen unser Nachtlager mit allerlei Käferlein aller Größen, vielbeinig, geflügelt, wir haben sie alle...
Handtellergroße Falter, vielfarbig schillernd schmücken die Zeltwände von außen. Wir nehmen's mit Humor, die werden uns schon nicht auffressen.
Nach einer kleinen Ruhepause und einer ausgiebigen Dusche sind wir bereit zu neuen Taten. Schließlich wollen wir die Makgadikgadi-Pfannen ja noch sehen. Die Piste führt durch ein großes Vogelschutzgebiet und lässt uns die Weite dieses Landstrichs schon erahnen. Wir rollen immer wieder an kleineren blendend weißen Salzpfannen vorbei, die uns schon für sich beeindrucken. Aber wir sollten noch etwas ganz besonderes zu sehen bekommen: Durch heftige Regenfälle wurden die größten dieser Überbleibsel eines Urmeeres wieder mit Wasser gefüllt, ein grandioser Anblick! Unzählige Flamingos haben sich zusammen mit vielen anderen Wasservögeln hier angesiedelt. Ein völlig ungewöhnlicher Anblick ist das, unvermittelt fühlt man sich an einen endlosen Ozean versetzt. Wir erleben einen wunderschönen Sonnenuntergang, der Himmel und Erde erglühen lässt.
Als letztes Highlight steht der Chobe-Nationalpark auf unserem Programm. Nach knapp dreistündiger Fahrt und einem kurzen Einkaufsstopp erreichen wir unsere Lodge „Thebe-River“, die nur etwa fünf Fahrminuten vom Parkeingang entfernt liegt. Hier werden wir unsere letzte Nacht auf afrikanischem Boden verbringen.
Nach etwas Ruhe und einem leichten Mittagessen wollen wir uns den „Chobe“ genauer ansehen. Wir planen unsere Pirschfahrt diesmal auf einem Boot und hoffen auf zahlreiche Tierbegegnungen. Eine ganz besondere, weil lange ersehnt, hatten wir bereits auf dem kurzen Wegstück zum Park: Endlich trafen wir auf einen Elefanten, gleich neben der Straße tauchte dieser Kerl plötzlich auf!
Der "Chobe" ist berühmt wegen seiner vielen Elefantenherden und da sich diese Tiere bisher ziemlich gut versteckt haben während unserer Reise, freuen wir uns ganz besonders auf sie. Aber – wie es halt so ist, haben sich diese Tiere vor einem heftigen Regenguss am frühen Morgen in den Busch geflüchtet...
Aber dennoch, diese Pirschfahrt auf dem Chobe-River war wunderschön. Wir entdeckten Paviane am nahen Ufer, Krokodile dösten in der Sonne, Wasserbüffel zogen vorüber. Sogar einen Schreiseeadler konnten wir bewundern, neben vielen Wasservögeln. Auch ohne Elefanten waren wir rundum zufrieden.
Dieser letzte Tag fand mit einem gemeinsamen Abendessen einen sehr schönen und gemütlichen Abschluss.
Heute heißt es Abschied nehmen von Afrika, ein Stück meiner Seele lass ich hier. Es waren wunderschöne, herzerwärmende Tage mit sehr netten Menschen, eine sich gut ergänzende Reisegruppe und Guides, die es von Anfang an verstanden haben uns ihr Land nahezubringen. Bevor wir mit einem Fährboot über den Chobe-River übersetzen, verabschieden wir uns von Greg und unserem feuerroten Truck, die uns während der letzten drei Wochen fast 5000 Kilometer durch den Kontinent geschaukelt haben. Von Livingstone aus treten wir nach herzlichen Umarmungen von Annika und vielen guten Wünschen den langen Heimflug an.
Es gibt keinen Weg,
der nicht irgendwann
nach Hause führt.
Geschafft! Wir sind daheim und der Alltag hat uns wieder...
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Oder aber ihr kommt mit uns nach Ecuador und auf die Galapagos-Inseln... Es lohnt sich!