Indiens Mitte

Von Mumbai nach Kalkutta

Reisetagebuch

 

 

 

 

Wer ist blind? Der eine andere Welt nicht sehen kann.

Wer ist stumm? Der zur rechten Zeit nichts Liebes sagen kann.

Wer ist arm? Der von allzu heftigem Verlangen Gequälte

Wer ist reich? Dessen Herz zufrieden ist.

 

Aus Indien

 


Erste Woche, erster Tag

 

Indien hat uns wieder!

Wir sind zurück in diesem schönen Land, welches uns schon vor einigen Jahren so sehr beeindruckt hat.

Gegen Mittag sind wir heute endlich nach einem langen Flug in Mumbai angekommen und haben auch unsere Reisegruppe gefunden. Als alle Schäflein beisammen waren, ging es vom Flughafen los in Richtung Innenstadt, was eine ganz schön lange Zeit in Anspruch nahm. Wir bezogen unsere Zimmer und nahmen erstmal ein verspätetes Frühstück ein, unsere erste Mahlzeit in diesem schönen Land, dessen Mitte wir uns diesmal anschauen wollen.

Eine kleine Ruhepause nach 18 Stunden Anreisezeit haben wir schon gebraucht, bevor wir am späteren Nachmittag zu einer ersten Orientierungsrunde aufgebrochen sind.

Zum Meer wollen wir, Seeluft schnuppern und uns etwas die Beine vertreten…

Auf unserer dreistündigen Runde sehen wir schon viele prächtige Bauten, die wir momentan noch gar nicht zuordnen können oder wollen. Wir genießen einfach die Stadt, genehmigen uns einen Kaffee und schauen uns die Auslagen der unzähligen Händler an. Zurück im Hotel, treffen wir unsere Reisegruppe zum gemeinsamen Essen und Kennenlernen, auch unser Guide stellt sich vor, der in den nächsten drei Wochen ein Heimatland zeigen will.

 

Zweiter Tag

 

Gleich in der Früh beginnen wir unsere Stadtbesichtigung am „Gateway of India“, dem knapp 26 m hohen steinernen Bogen, eine der meistbesuchten Attraktionen in Mumbai und Wahrzeichen der Stadt. Auf dem großen Platz vor dem Gate herrscht vielfältiges Treiben, Straßenverkäufern aller Art bieten ihre Ware zum Verkauf an. Am Hafendamm stehen kleine Boote für Ausflugsfahrten bereit. Mitfahren wollen wir aber lieber nicht, selten haben wir so viele Menschen auf einem Boot gesehen...

Dhobi Ghat, eine Wäscherei inmitten der Slums ist unser Ziel. Hier wollen wir der arbeitenden Bevölkerung über die Schulter schauen.

So ganz anders als wir es kennen, geht es zu, alles spielt sich unter freiem Himmel ab. In Betonbecken wird die Wäsche eingeweicht, geschrubbt und geschlagen, überall um uns herum hängen blitzsaubere Kleidungsstücke, aber auch Bett- und Tischwäsche. Egal ob Jeans, Kleider, Hotelservietten, Krankenhauswäsche, alles wird hier zusammen gewaschen, alsdann sortiert und findet verwunderlicherweise auch wieder zurück zu seinen Besitzern. 

Ein ganz netter Zufall führte uns an der kleinen Slumschule vorbei, wir konnten nicht widerstehen einen Blick hineinzuwerfen...

 

 

Einen schnellen Halt legen wir beim „Victoria Terminus“ ein, einem sehr beeindruckenden Bahnhofsgebäude. Wir eilen uns etwas, wollen wir doch pünktlich an der "Church-Gate-Station" sein, um das Eintreffen der Dabbawalas zu beobachten. Mit den Vorstadtzügen treffen die sog. Henkelmänner ein, gut verpackte Gefäße mit dem daheim gekochten Mittagessen für die arbeitenden Familienväter. Es ist unglaublich, dass jede dieser Boxen tatsächlich bei seinem Empfänger ankommt! Nur eine von ca. 6 Millionen geht wirklich verloren… Logistik vom Feinsten!

 

 

Unser nächstes Ziel ist die Labarnumgasse, hier wohnte Mahatma Ghandi während seiner Aufenthalte in Mumbai. Heute ist das Haus als kleines Museum ausgebaut, interessant und

anschaulich angelegt. Etliche Schaukästen zeigen die wichtigsten Szenen aus Ghandis Leben. Es gibt eine kleine Bibliothek mit einer Büste Gandhis, und viele Bücher aus seinem Besitz. In den oberen Stockwerken sieht man das Arbeitszimmer, hier befinden sich auch die Kopien der Schreiben an Hitler und Roosevelt.

Durch die Malabar-Hills mit ihren pompösen Villen der reichen Bevölkerung fahren wir zu den „Hängenden Gärten“, einem kleinen Park, wo wir uns etwas die Beine vertreten, bevor es wieder hinab geht. Der Park ist hübsch angelegt, und es ist recht ruhig, was uns gerade recht ist.

 

 

Ganz kurz stoppen wir um einen Blick auf die parsischen Bestattungstürme oder auch "Türme des Schweigens" zu werfen. Nur Mönche haben hier Zutritt, auch Fotos sind selbstredend verboten.

Kurz gesagt legen dort oben die Parsen, eine Glaubensgemeinschaft, ihre Toten den Vögeln zum Fraß vor. Sie glauben dass die Elemente (Erde, Wasser, Feuer, Luft) nicht mit Verwesung in Berührung kommen dürfen. 

Noch genauer wollen wir das auch nicht wissen, die Bestattungskultur dieser Menschen ist unserem Wesen doch sehr fremd. Nur soviel sei gesagt: Unzählige große und überraschend gut genährte Falken und Adler schwirren über der Stadt......

Viel lieber tauchen wir jetzt ein in ein Meer aus Farben, Düften nach Gewürzen und Obst, Gemüse und Tee.

Wir sind im „Crawford Market“ gelandet, erkunden einige Abteilungen, bewundern die Auslagen, lauschen den Rufen der Kulis…

 

 

Wir lassen diesen erlebnisreichen Tag ausklingen am „Marine Drive“, wo wir zusammen mit unzähligen Indern auf der Kaimauer sitzen und den Sonnenuntergang genießen.

 

Dritter Tag

 

Wir verlassen Mumbai, die Stadt, die zwar nicht wie Rom auf sieben Hügeln, dafür aber auf sieben Inseln gebaut wurde. Das allerdings dauert, erst jetzt bekommen wir einen ungefähren Eindruck von der Ausdehnung der Stadt. Allein die Vororte sind größer als manche Großstädte in Europa, es dauert nahezu 2 Stunden bis wir die Außengrenzen erreicht haben, trotz gut ausgebauter Straßen und mäßigem Verkehr.

Nun rollen wir durch ein schönes grünes Land mit vielen Feldern, vorbei an einem riesigen Stausee und in der Ferne können wir die Berge sehen.

In der Nähe von Nashik, unserem heutigen Etappenziel, machen wir kurz Halt am Trimbakeshawar-Tempel.

Diesen dürfen wir leider nur von außen anschauen. Stattdessen schnuppern wir die Atmosphäre rund um den Tempel, die geprägt ist von emsiger Betriebsamkeit.

 

 

Schließlich fahren wir weiter zu einem Weingut, hier in Indien eher eine Seltenheit. Wir machen einen Spaziergang durch die Reben, bevor wir nach einen kleinen Betriebsführung einige der Weine verkosten dürfen.

Nur noch ein kurzes Stück Weg und wir erreicht unser Nachtquartier in Nashik, einer eher kleinen Stadt, wie unser Guide erklärt, mit 'nur' rund einer Million Einwohnern.

 

Vierter Tag

 

Heute haben wir einen langen Tag, deshalb packen wir schon zeitig unsere Siebensachen in den Bus. Vorab fahren wir nicht weit, schließlich wollen wir uns die Stadt Nashik ja auch anschauen. Wir parken unser Vehikel am Fluss und laufen ein kurzes Stück durch die Altstadt zu einem kleinen Shiva-Tempel, den wir auf nackten Sohlen erkunden, bevor wir uns von der Atmosphäre bei den Bade-Ghats gefangen nehmen lassen. "Ganga Ghat "gilt als eine der heiligen Stätten in Nashik. 

Wir haben Freude daran, die Wäscherinnen in ihren bunten Gewändern zu beobachten, den Pilgern und Priestern bei ihren religiösen Riten zuzuschauen, und wie sie bunte Blüten im Fluss schwimmen lassen, einfach das authentische Indien zu erleben. Nur schwer reißen wir uns los, nehmen den Geruch der Räucherstäbchen mit uns.

  

 

 Unser Weg zum Bus führt uns über den großen Gemüsemarkt, der uns viele schöne Motive bietet. Überall auf dem großen Platz sitzen Bauern, oft begleitet von ihrer ganzen Familie, auf der Erde und bieten ihre Erzeugnisse an, an Frische und Farbenpracht kaum zu überbieten.

Nun wird es aber wirklich Zeit, wir haben noch eine lange Strecke zu fahren, nicht für europäische Verhältnisse zwar, aber wir sind in Indien und so brauchen wir doch satte 4 Stunden für die knapp 190 Kilometer bis Aurangabad, unserem heutigen Tagesziel.

 

 

 Hier statten wir noch einer Weberei einen Besuch ab und schauen uns an, wie die Baumwolle, die wir unterwegs haben wachsen sehen, zu herrlichen Stoffen verarbeitet wird. Es ist schon wieder fast dunkel, als wir in unserem Hotel ankommen, nach einem guten Essen fallen wir in die Betten.

 

Fünfter Tag

 

Gleich nach dem Frühstück brechen wir diesmal ohne großes Gepäck, auf um die ca. 30 km entfernten Ellora-Höhlen zu besuchen, die auch zum Welterbe erklärt wurden. Gleich hinter der Stadtgrenze kommen wir an den Ruinen der riesigen Festung Daulatabad  vorbei, die wir ausgiebig bewundern. Diese stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist von einer fünf Kilometer langen Mauer umgeben.

Unser Ruf nach einem Fotostop wird erhört, so können wir einige schöne Aufnahmen mit nach Hause nehmen.

 

 

Schließlich kommen wir bei den Höhlen an, vierunddreißig davon wurden zwischen dem 5. und 11. Jahrhundert n. Chr. von den Gläubigen in die Felsen gehauen. Sie erstrecken sich von Nord nach Süd, an den Hängen einer Hügelkette. Einst kreuzten sich hier zwei Handelswege. Schutzsuchende Mönche verschönerten die aus dem Fels gemeißelten Höhlen immer mehr mit Malereien und Skulpturen. 

Einige dieser Monumente besichtigen wir ausgiebig und sind sehr beeindruckt von der kunstvollen Ausführung. Trotz der Zerstörung vieler Skulpturen, diese gingen nicht mit dem islamischen Glauben konform, ist die Schönheit noch immer erkennbar.

Den Rückweg zum Eingang treten wir mit einem der roten indischen Linienbusse an, mittlerweile ist es sehr warm und wir sind auch etwas müde geworden.

 

 

 

Jetzt haben wir uns aber doch eine kleine Pause verdient, stillen Hunger und Durst in einem kleinen Lokal, bevor wir wieder in unseren Bus steigen und nach Aurangabad zurückfahren. Denn auch hier warten noch einige Highlights, die entdeckt werden wollen.

Da wir gerade auf  Höhlentour sind, besuchen wir auch die auf einem Hügel über der Stadt gelegenen Aurangabad-Höhlen. Diese sind sehr gut erhalten und haben vieles gemeinsam mit den Ellora und Ajantahöhlen. Teilweise stammen sie auch aus der gleichen Zeit. 

Von hier oben haben wir auch einen tollen Blick auf die Stadt und wir sehen auch das "Mini-Taj-Mahal", auf dessen Besuch wir uns besonders freuen.

 

 

Nur ein kurzes Stück den Hügel hinab und wir stehen vor dem so genannten Mini-Taj-Mahal, dem "Bibi-Ka-Maqbara“, erbaut wurde es im Jahr 1661.

Wir wundern uns sehr über dessen Ausdehnung, eigentlich steht es dem „Großen“ kaum nach. Die Ähnlichkeit ist verblüffend, zumindest auf den ersten Blick. Wir erfahren, dass der Erbauer, Mogulkaiser Aurangazeb, zwar dem Wunsch seiner Gattin nach diesem Grabmal nach Vorbild des berühmten Taj Mahal gerne nachkommen, aber doch lieber nicht so viel Geld ausgeben wollte. So sind alle Gebäude aus Stein und verputzt und nicht aus Marmor, wie beim Original in Agra.

 

 

Wir fahren noch hinunter zum Kham-Fluss, hier schauen wir uns die aus dem Jahr 1695 stammende Wassermühle Panchakki an. Sie funktioniert bis heute, wenn sie auch nicht mehr wirklich in Betrieb ist.

Am südlichen Ende des zugehörigen Wasserbeckens finden wir eine kleine Moschee, hübsch anzuschauen.

Mittlerweile ist es schon wieder spät geworden, wir kehren zum Hotel zurück. Eine Dusche und ein leckeres indisches Essen kommt uns gerade recht.

 

Sechster Tag

 

Heute haben wir eine lange Fahrstrecke bis Burhanpur, unserem nächsten

Etappenziel. Da wir aber nicht nur fahren wollen, beschließen wir eine Besichtigung der Ajanta-Höhlen, die wir nach ca. 2 Stunden Fahrzeit erreichen.

Sie gelten als die Vorläufer der Ellora-Höhlen, sie entstanden viel früher, etwa zwischen dem ersten und zweiten

Jahrhundert v. Chr. und dem sechsten Jahrhundert n. Chr. Seit 1983 gehören sie zum Weltkulturerbe.

Diese bedeutenden buddhistischen Stätten wurden nach 1000-jähriger Vergangenheit erst 1819 wieder entdeckt.

Wieder wechseln wir kurz hinter der Einfahrt in einen öffentlichen Linienbus, der uns nach hinten zu den Höhleneingängen bringt. Die Busse hier sind sehenswert, fast schon antik. Wir nehmen an, sie werden eingesetzt, bis Bäume daraus wachsen…

 

 

Jetzt wird’s sportlich, wir steigen ganz viele Treppen hoch und außer Atem erreichen wir die erste Höhle und starten zu unserer ausgiebigen Tour.

Verlaufen können wir uns nicht, die Eingänge liegen hintereinander aufgereiht wie Perlen an einer Kette.

Wunderschöne kunstvolle Malereien mit Szenen aus dem Leben Buddhas begleiten uns, die Verzierungen, in den Fels gehauenen Statuen und Reliefs finden wir einzigartig. 

 

 

Zurück geht es über einen angenehm schattigen Weg, hier sehen wir immer wieder Affen, die in den Bäumen herumtollen.

 

 

Nach einer kurzen Mittagsrast setzen wir unseren Weg fort. Er führt uns anfangs durch ausgedehnte Zuckerrohrplantagen, auch Mais- und Baumwollfelder sehen wir.

Allmählich ändert sich die Landschaft, wird hügeliger. Trotz asphaltierter Straße, die allerdings unzählige Schlaglöcher aufweist, kommen wir nur langsam voran. Die Straße ist schmal, wir teilen sie uns mit offenen Lastern jeden Alters, Traktoren, Tuk-Tuks, Wasserbüffeln, Kühen, Mopeds und Menschen.

Hauptkommunikationsmittel ist die Hupe, egal ob wir gerade durch eine Millionenstadt, über Land oder durch

ein kleines Dorf fahren. Vor jeder Kreuzung, Schüle, an Ortsein- und Ausgängen sind sogenannte Speedbreaker in den Straßenbelag eingearbeitet um den Verkehr zu bremsen. Und das funktioniert prächtig.

Endlich kommen wir in Burhanpur, einer kleinen Stadt mit etwa 350.000 Einwohnern an.

Wir sind recht geschafft, und planen für den Abend keine weiteren Aktivitäten außer Dusche, Essen, Schlafen…

 

Siebenter Tag

 

Gut ausgeruht und nach einem leckeren Frühstück sind wir wieder bereit zu neuen Taten.

Wir werfen unsere Koffer in den Bus, schnappen uns nur unsere Kameras und ziehen los zur Stadtbesichtigung.

Wir mieten uns Tuk-Tuks, das sind kleine dreirädrige Gefährte, die mit drei Europäern voll sind, aber wie durch ein Wunder problemlos eine mittlere indische Sippe transportieren können...

 

 

Wir haben unseren Spaß an der halsbrecherischen Fahrt, die uns zum „Shahi Palace Fort“ bringt, welches uns sehr beeindruckt. Trutzig thront es über dem Fluss, bietet uns einen grandiosen Blick über die liebliche Landschaft.

  • Erbaut wurde es im 15. und 16. Jahrhundert, von den Marathen im Jahr 1681 wieder zerstört. Seine teilweise viergeschossigen Unterbauten sind jedoch erhalten und geben einen guten Einblick von der Bautechnik seinerzeit.  Im Innern sind die Ruinen der Audienzhalle und der Frauenbäder sehenswert.

 

 

 

Unterhalb des Forts am Ufer des Flusses Tapti befindet sich das "Rajghat" – ein den Hindus heiliger Ort mit mehreren kleinen Tempeln und Memorialbauten, die wir von oben entdeckt haben. Wir steigen hinab, um uns diese kleinen Tempel näher anzuschauen.

Eine kleine Weile verweilen wir noch hier am Ufer, beobachten die Wäscherinnen bei ihrer Arbeit, genießen die Ruhe.

 

 

Die Freitagsmoschee "Jama Masjid" von Burhanpur ist unser nächstes Ziel, wir ziehen unsere Schuhe aus und betreten das Gotteshaus. Niemand stört uns, wir können uns in aller Ruhe umschauen, ein Rabbi gibt uns Erklärungen und beantwortet geduldig unsere Fragen.

Erbaut von von Ali Khan im Jahr 1588 ist die "Jama Masjid" Hauptmoschee der Stadt. Zwei 36 Meter hohe Minarette ragen in den Himmel. Als einzige Moschee der Welt ist sie mit Schriftzügen in Arabisch, Sanskrit und Farsi versehen.

 

 

Wieder falten wir uns zusammen und klettern in unsere Tuk-Tuks. In rasanter Fahrt sausen wir durch den Verkehr in den engen Gassen, die wir mit Mensch, Tier und den unglaublichsten Gefährten teilen. Ein weißes Gebäude taucht vor uns auf, das "Gurudwara Gobind Dham".

Sogleich nimmt dieses herrliche Gebäude uns gefangen. Wir alle bedecken unsere Köpfe, besonders die Männer in unserer Gruppe sind für einen Lacher gut.

 

 

Wir schlendern fast schon etwas ergriffen über und durch das Gelände, dessen Bauten so ganz anders sind, als die dem ersten von uns besuchten Gotteshaus der Stadt. Auch die Glaubensrichtung ist eine andere, dies ist ein Tempel der Sikh. Der Frieden des Ortes nimmt uns gefangen, hier ist nichts zu spüren von der normalen Hast des Alltags.

Die Tempelküche versorgt jeden Tag viele Menschen mit Essen, aber selbst hier geht alles ohne Hast, Ruhe und Frieden bestimmen den Tagesablauf.

 

 

Der „Dargah-e-Hakimi-Complex“ ist unser nächstes und letztes Ziel hier, wieder leisten uns die Tuc-Tucs gute Dienste. Waren wir vorhin schon begeistert, überwältigt uns der Anblick dieser herrlichen Bauten, die da in strahlendem Weiß vor uns  auftauchen...

 

 

Mittlerweile ist es schon Mittag geworden und sehr heiß. Wir müssen zurück zum Hotel und dort vertauschen wir die Tuk-Tuks mit unserem gewohnten Bus. Es wird jetzt wirklich Zeit zum Aufbruch, wir haben noch einen weiten Weg.

Schon nach einigen Kilometern passieren wir einen Viehmarkt, beschließen eine spontane Pause. Schließlich sieht man so etwas nicht jeden Tag!

Unzählige Rinder, Ochsen und anderes Getier wird hier zum Verkauf angeboten. Herrlich, dem bunten Treiben zuzusehen! Es wird gefeilscht auf Teufel komm raus, wir genießen die Marktatmosphäre in vollen Zügen... 

 

 

 

Nur schwer reißen wir uns los, aber die Vernunft siegt. Es ist schon dunkel, als wir Mandu erreichen, wir sind müde und ordentlich durchgeschüttelt. Wir beziehen unsere Quartiere, alles andere vertagen wir auf morgen.

 

 

Die Stille ist nicht auf den Gipfeln der Berge,
der Lärm nicht auf den Märkten der Städte;
beides ist in den Herzen der Menschen.

Volksweisheit

 

 

Und schon ist sie vorbei, unsere erste Urlaubswoche...

Hier wollen wir euch mitnehmen nach Indien, erlebt mit uns das pralle Leben, gebannt in diesen kleinen Videoclip...

Zeit für eine Pause? Hier geht's hoch 

Zweite Woche, achter Tag

 

Heute früh wollen wir uns Mandu genauer anschauen. 

Wir besuchen die alte Festungsstadt, die innerhalb einer 40 Kilometer langen Befestigungsruine liegt. Sie scheint  riesig zu sein, und richtig, auf einem zwanzig km² großen Felsplateau finden sich die verschiedenen Paläste, Harems und Tempel des "Mandu-Fort", von denen wir einige genauer in Augenschein nehmen wollen.

Hoch oben am Berg klemmt ein trutziger Festungsbau, „Rapamati’s Pavalion“, den wir zuerst erforschen und der uns überdies noch einen schönen Blick auf die Gegend bietet.

 

 

Wir wandern die schmale Dorfstraße entlang bis zum „Baz-Bahadurs-Palace“, ein sehr gut erhaltenes Bauwerk, welches die einstige Pracht erahnen lässt.

 

 

Zum „Ship-Palace“, der so genannt wird, weil er von beiden Seiten von Wasser umgeben ist, ist es ein etwas weiteres Stück, um genug Zeit für die Besichtigung zu haben, nehmen wir den Bus.

Der schöne zweistöckige, 120 Meter lange und 15 Meter breite Palast ist das schönste Gebäude in Mandu und wartet darauf von uns erforscht zu werden. Oben auf dem Dach wähnt man sich wirklich ein bisschen wie am Deck eines Schiffes, die Aussicht ist herrlich...

 

 

Wir treten den Rückweg an, schlendern gemütlich hinab zum Bus, der uns ins Stadtzentrum zurückbringt.

Hier besuchen wir die "Jami-Masjid-Moschee", bevor wir uns aufmachen, dieses Städtchen zu erkunden.

Die Freitags-Moschee von Mandu ist ein prachtvolles Gebäude, der große Innenhof ist gesäumt von einer herrlichen Säulengalerie. Ebenfalls von Säulen getragen, grenzt im Westen ein offener Gebetsraum an.

Wir verlassen die heiligen Hallen, schlendern weiter.

 

 

Wir entdecken einen kleinen Hindu-Tempel und auch die Madrasa  "Ashrafi Mahal", welche sich gleich gegenüber der Moschee befindet. Viel ist nicht mehr erhalten, noch ein paar Säulen und Steintafeln mit eingemeißelten Koranversen liegen achtlos auf der Erde. 

 

 

Wir spazieren weiter, machen Bekanntschaft mit freundlichen Indern, die uns zulächeln und gerne für ein Foto posieren. Immer öfter aber werden wir selbst zum Fotomotiv, vor allem die jüngeren Menschen bitten uns um ein Selfi, oft mit der ganzen Familie. 

 

 

Die Hitze wird mittlerweile wieder größer, so beschließen wir eine kleine Ruhepause, bevor wir uns auf den Weg machen, die Umgebung unseres Hotels zu erkunden.

An einem kleinen, malerisch gelegenem See vorbei bummeln wir die von kleinen Hütten gesäumte Straße entlang. Die Einwohner begrüßen uns auch hier mit einem Lächeln, winken uns zu. Immer wieder werden wir um ein Foto gebeten, meine blonden Haare bestaunt.

 

 

Darya Khan’s Moschee“, die wir uns noch anschauen wollen liegt ganz in der Nähe, wir müssen nicht weit gehen.

Wir sind allein mit dem Palastwächter, wir schauen und fotografieren nach Herzenslust. Der Wächter öffnet uns sogar verschlossene Räume, lässt uns lächelnd gewähren. Endlich haben wir uns sattgesehen und machen uns auf den Rückweg.

Das Abendessen ruft…

 

Neunter Tag

 

Wieder starten wir früh, heute wollen wir es bis Ujjain schaffen, knappe 140 km entfernt. Mindestens drei Stunden reine Fahrzeit haben wir eingeplant.

Einen ersten Stopp aber legen wir gleich in Dhar ein. Hier stolpern wir gleich über einen kleinen Hindu-Tempel,an dem wir nicht vorbeikommen ohne wenigstens einen Blick hineinzuwerfen.

 

 

Die „Bhohjashala-Moschee“, unser eigentliches Ziel, erreichen wir kurz darauf.

Hier gefallen uns die herrlich gearbeiteten Säulen mit den alten Sanskritinschriften besonders gut, über all sind sie zu finden, tragen das Dach mit schönen und gut erhaltenen Malereien. Wir nehmen uns Zeit die lichten Gänge genau in Augenschein zu nehmen bevor wir Dhar wieder verlassen,  in Richtung Ujjain, wo wir den Rest des Tages und die nächste Nacht verbringen wollen.

 

 

Wir kommen recht gut voran und treffen am frühen Nachmittag in der Stadt ein. Europäische Touristen sieht man sehr selten hier, was uns allerdings wundert, denn die Stadt hat viel zu bieten. Nach einer kurzen Erholungspause im Hotel ziehen wir los. Unser Bus bringt uns zum Stadtzentrum, die Gassen hier sind voll von quirligem Leben...

In Ujjain soll der Legende nach der Himmelsgott Indra den Trank der Unsterblichkeit gefunden haben, darum gilt diese Stadt als heilig.

 

 

Am „Gopal-Mandir-Tempel“, gelegen inmitten dem Gewimmel der Basare Ujjains, wird leicht übersehen. Jai Singh von Jaipur erbaute ihn einst, besonders zu erwähnen wäre die Spitze aus Marmor. Wir ziehen wir unsere Schuhe aus und treten ein. Hier machen wir Bekanntschaft mit vielen Hindi-Gottheiten. Gewöhnungsbedürftig für uns Christen ist, dass alle Platz und Anbetung finden unter einem Dach... 

 

 

Den bedeutendsten der 84 Tempel der Stadt, der "Mahakaleshwar-Tempel", Shiva geweiht, darf natürlich auf unserer Tour nicht fehlen. Allerdings müssen wir all unsere Sachen, auch die Kameras, am Eingang abgeben.

Diese heilige Stätte ist streng bewacht, man fürchtet Anschläge, da täglich ganz viele Inder hierher pilgern.

Wir haben das Glück, der Formierung einer Prozession zuschauen zu dürfen, die später durch die Gassen der Stadt zieht, unter der Verehrung und dem grenzenlosen Jubel der Menschen. Wir finden uns mittendrin, und haben unsere

helle Freude daran, dabei sein zu dürfen.

 

 

Zum Abschluss diesen wirklich herrlichen und hochinteressanten Nachmittags, der uns einen tiefen Einblick in Kultur und Glauben der Hindus gewährte, schlendern wir noch hinunter zu den  Badeghats am Fluss.

Auch hier werden überall noch Rituale abgehalten, wir lassen die Atmosphäre noch eine Zeitlang auf uns wirken, bevor wir uns dann endgültig auf den Weg unserer Unterkunft machen.

 

Zehnter Tag

 

Auch heute haben wir eine für indische Straßenverhältnisse weite Fahrt vor uns. Wir wollen Bhopal erreichen, einige Moscheen stehen mittags noch auf unserer To-do-Liste.

Bei der kleinsten Moschee der Stadt mit dem treffenden Namen „Moschee of Two and a half steps“ fangen wir an. Dieser hübsche kleine Bau macht seinem Namen alle Ehre, ist klein aber fein.

 

 

 Nur ein kleines Stück spazieren wir weiter durch die Straßen Bhopals und schon stehen wir vor dem krassen Gegenstück des eben gesehenen, nämlich vor der größten Moschee ganz Asiens...

Hoch ragt sie vor uns auf, die berühmte „Tajul-Masjid“, mit ihren roten Sandsteinmauern und gedrungenen Minaretten. Erbaut wurde sie im Jahre 1837 von Qudsia Begum, des ersten weiblichen Herrschers von Bhopal. 

Barfuß und mit bedeckten Häuptern wagen wir uns ins Innere, sind beeindruckt von der schieren Größe. Wir schlendern umher, beobachten still die zahlreichen Betenden, schauen eine Zeitlang beim Unterricht der jungen Koran-Schüler zu, lassen uns gefangen nehmen von der Atmosphäre. Fast etwas widerwillig verlassen wir das kühle Gotteshaus und treten wieder hinaus in die Sonne.

 

 

Wir streifen durch die Gassen und Basare der Stadt, bevor wir ein weiteres islamisches Gotteshaus betreten. Die "Jama Masjid Moschee", die uns irgendwie leicht an den russischen Zuckerbäckerstil erinnert, gefällt uns sehr. Ihr schneeweißes Inneres vermittelt uns ein Gefühl der Leichtigkeit und Zufriedenheit.

 

Wenn man an Bhopal denkt, kommt einem natürlich auch die Erinnerung an das verheerende Chemieunglück von 1984, bei dem tausende Inder den Tod fanden. An den Folgen leiden die Menschen bis heute, wenn es auch auf den ersten Blick nicht unbedingt zu sehen ist. Noch heute ist jede vierte Geburt in Bhopal eine Totgeburt. Rund 100.000 Menschen leiden bis heute unter chronischen und unheilbaren Krankheiten.

 

 

Wie Perlen an der Schnur reihten sich die Moscheen der Stadt aneinander, und so beendete auch die "Moti Masjid" oder auch „La-Perla-Moschee“ genannt, für heute unseren Streifzug durch die islamischen Gotteshäuser Bhopals.

Wir bewundern die schlanken Minarette mit goldenen Spitzen und Sandsteinkuppeln, die 1860 von Qudsias Tochter Sikander Begum in Auftrag gegeben wurde. 

 

 

Nun wollen wir aber auch der hinduistischen Kultur noch die Ehre erweisen, der sehr hübsche "Birla-Mandir-Tempel", der uns irgendwie ebenfalls an süßes Backwerk erinnert, und der der Göttin  Laxmi gewidmet ist, lockt uns in sein Inneres. Am Abend ist die beste Zeit für einen Besuch, hat man uns versichert. Die Sonne ist zwar mittlerweile schon untergegangen, davon lassen wir uns aber nicht abschrecken. Wir schauen uns in Ruhe um, lassen uns einlullen von den Stimmen der betenden Menschen, entspannen uns von diesem ereignis-und lehrreichen Tag.

 

Elfter Tag

 

Ein neuer Tag erwartet uns und damit auch neue Eindrücke dieses faszinierenden Landes.

Wir planen einen Ausflug nach Sanchi. Unterwegs passieren wir den „Wendekreis des Krebses“, was wir natürlich für einen kurzen Fotostop nutzen.

 

 

Hoch oben auf einem 90m hohen Felshügel über der kleinen Stadt thronen die "Stupas von Sanchi", eine riesige archäologische  Stätte, teilweise stammen sie aus dem 3. Jh. vor Chr.,gehören somit zu den ältesten noch erhaltenen Bauwerken dieser Art und sind UNESCO-Weltkulturerbe.

Für den Anfang nehmen wir den kleinen vorgelagerten „Chethiyagiri Vihar“ in Augenschein, schon dieser gefällt uns sehr. Die hellen Wände im Innern sind mit herrlichen Bildern geschmückt, bewacht von steinernen Buddhafiguren.

 

 

Das berühmteste Bauwerk Sanchis aber ist die große Stupa, die wir anschließend unter die Füße nehmen. Sie ist 17 Meter hoch und gilt als Idealtyp einer buddhistischen Stupa. Der Legende nach beherbergt jede Stupa mindestens ein Aschekorn von Buddha.

Vier mit herrlichen Skulpturen geschmückte Portale umgeben die Kuppel. Besonders diese vier reich verzierten Steintore haben es uns angetan, wir können die Kunstfertigkeit der Erbauer nur bewundern...

Die detailreichen Reliefe bieten einen guten Einblick in die Steinmetzkunst im alten Indien und vom Leben in jener Zeit. Jedes Tor hat sein eigenes Thema: Das Osttor erzählt von der Geburt Buddhas, das Südtor beschreibt den Kampf um seinen toten Körper, und das reich geschmückte Nordtor die Wunder, die Buddha vollbracht haben soll.

 

 

Wir schlendern über das Gelände, entdecken immer wieder Neues. In Stein gemeißelte Ornamente und Buddhafiguren finden wir immer wieder, auf Stufen, an Säulen, auf Bruchsteinen.

Die Inder arbeiten daran, alle Bruchstücke zu sortieren und zu nummerieren. Über den Hügel verstreut stehen noch viele andere Stupas, einige von ihnen kaum einen Meter hoch. Jedes Bauwerk hat seine eigene fortlaufende Nummer.

 

 

Schließlich kehren wir zum Bus zurück, nach etwa 15 km erreichen wir die „Temples of Udayagiri“, kleine in Sandstein gemeißelte Höhlentempel aus dem ausgehenden 4. und beginnenden 5. Jahrhundert.

In islamischer Zeit wurden die figürlichen Bildwerke in den Höhlen teilweise zerstört, weshalb viele der Höhlen leer sind. Andere sind mit Gittertoren gesichert, die uns ein netter Wächter aber gerne öffnet. So können wir in aller Ruhe schauen und auch fotografieren. An vielen Wänden finden wir kunstvolle Reliefs und Archäologen vermuten, dass die berühmte Eiserne Säule im Qutb-Komplex von Delhi ursprünglich von hier stammt und und erst im Mittelalter dorthin gebracht wurde.

 

 

Unsere Mittagspause machen wir in einer hübschen, kleinen Dschungellodge, dort gibt es einen ganz idyllisch gelegenen See. Von diesem aus genießen wir noch einen schönen Blick auf die Höhlenanlagen.

Nun geht’s zurück nach Bhopal, am Stadtrand machen wir noch einen kurzen Einkaufsstopp und decken uns mit Wasser und anderem Wichtigen ein.

 

Zwölfter Tag

 

Heute haben wir einen langen Weg vor uns. Orcha, der Name bedeutet nicht zu Unrecht „Versteckter Ort“, ist unser Etappenziel, welches wir mit der indischen Eisenbahn erreichen wollen.

Vorher aber wollen wir uns noch die „Höhlen von Bhimbetka“ anschauen. Höhlen im typischen Sinn sind es zwar nicht direkt, eher zerklüftete Felsformationen, die wildromantsich auf uns wirken. Die Vorsprünge und Überhänge haben frühen Menschen wohl ein Zuhause geboten, zahlreiche interessante Malereien, die das Leben der Höhlenbewohner darstellen, zeugen davon.

An einem der Felsen, finden wir sehr schöne und gut erhaltene Zeichnungen von Tieren, Hirsche, Bisonherden, sogar Elefanten sind abgebildet. Wir verstehen, warum dieser bestimmte Fels im Volksmund „Zoofelsen“ getauft wurde.

Tierbilder begegnen uns immer wieder, Schlange, Pfau, ein Hirsch, darüber die Sonne...

Die Farbe wurde vermutlich aus pflanzlichen Farbstoffen, Wurzeln und Erde gemischt. Als Pinsel verwendete man wohl Pflanzenfasern.

 

 

Etwas widerwillig kehren wir zurück aus prähistorischer Zeit in die Gegenwart, steigen ein letztes Mal in unseren Bus, der uns so viele Kilometer durchs Land geschaukelt hat. Nun geht es zum Bahnhof, hier verabschieden wir uns nicht ohne eine kleine Portion Wehmut von Fahrer und Gefährt.

Mit der indischen Eisenbahn legen wir die nächste Etappe zurück. Wir haben noch etwas Zeit und so tauchen wir ein in die Bahnhofsathmosphäre, die in Indien ja schon etwas Besonderes ist...

Nach gut drei Stunden Fahrt erreichen wir Jhami. Wir schubsen unsere Siebensachen aus dem Zug und verlassen den Bahnhof. Wir werden schon erwartet, ein kleiner Bus, ganz ähnlich dem, der uns schon so gute Dienste geleistet hat, samt einem netten Driver schaukelt uns die letzten 20 km für heute bis zu unserer Unterkunft. 

 

 

Müde nach diesem langen Tag kommen wir in Orchha an, und … staunen!

Unser Hotel hier gleicht einem Palast aus 1000 und einer Nacht. Ein Ort zum Träumen!

Wir beziehen unsere Zimmer, naschen noch etwas am leckeren Buffet, bevor wir müde in die Betten fallen. Wir freuen uns schon auf morgen, darauf, all diese Herrlichkeiten bei Tageslicht erforschen zu können.

 

Dreizehnter Tag

 

Heute morgen erobern wir Orchha! Zu Fuß geht es zu dem riesigen Tempelbezirk, der fast vor unserer Haustür beginnt.

Wir wandern ein Stück bergauf bis zum "Chaturbhuj-Tempel", der hoch über der Stadt thront. 

Erbaut wurde er während der Jahre 1558 und 1573 von Raja Madhukar.

Die Innenräume finden wir etwas düster im Vergleich zur Außenfront, die überreich mit religiösen Symbolen verziert ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Hindu-Tempeln ist die Fülle von Licht und Raum im Inneren bemerkenswert. Die große Versammlungs- und Meditationshalle unterstreicht diesen Eindruck noch.

 

 

Von hier oben haben wir einen grandiosen Rundblick, überall schauen kleinere und größere Bauwerke aus den Bäumen, manche sind überwuchert, dass es uns schon fast unwillkürlich an Angkor Wat, die sagenhafte Dschungelstadt in Kambodscha, erinnert.

 

 

"Raja Ram Mandir", unser nächstes Ziel, sehen wir schon von oben. Im Innern dürfen wir leider nicht fotografieren, diese Eindrücke nehmen wir im Herzen mit... 

Der Legende nach brachte die gläubige Maharani Ganesh Kuma von einer Pilgerfahrt ein Bildnis des Gottes Rama mit. Rama erschien der Maharani im Traum und bestimmte, dass sein Bildnis in diesem Palast aufgestellt werden sollte. Danach wandelte der König Madhukar ihn in den  "Raja Ram Mandir" um.

 

 

Weiter geht unsere Tour durch den quirligen Ort, es ist nicht weit bis zum "Raja Mahal", hier jagt wirklich eine Sensation die nächste…

Äußerlich schlicht,  bestechen die Innenräume mit bunten Wandmalereien mit religiösen Motiven.
Besonders die königlichen Gemächer waren reich geschmückt. Die  unteren Räume  wurden wohl von Frauen bewohnt. Reste von Spiegeln und typische Malereien auf  Wänden und Decken lassen das zumindest vermuten. Einige dieser Friese sind noch in einem bemerkenswert guten Zustand.

 

 

Wir wandern weiter, etwas außerhalb auf dem Hügel erwartet uns der „Laxmi-Tempel“, dem wir ebenfalls die ihm gebührende Aufmerksamkeit und Bewunderung zollen. Er wurde von Bir Singh Deo um 1662 erbaut und war der Göttin des Reichtums und des Wohlstandes, Laxmi, gewidmet.

Wir finden Fresken und Gemälde im Innern, die lebhaften Farben sind noch gut erhalten, zeigen Szenen aus dem Leben von Krishna. Die wohl schon Jahrhunderte alten Deckengemälde sind noch sehr gut erhalten, sie zeigen uns die wichtigsten Szenen aus der hinduistischen Götterwelt. Außen fallen die Schnitzereien an der zentralen Kuppel besonders ins Auge.

Ein schöner Blick über die wunderschöne Landschaft rundet unseren Besuch hier oben ab.

 

 

Nach soviel Kultur ist nun ein wenig Freizeit angesagt. Nun haben wir endlich Muße, Menschen und Tiere zu beobachten, durch den Basar zu streifen, der am Fuße der Tempelmauern klebt. Wir bewundern die Auslagen, scherzen mit Verkäufern und Kindern.

Bei einem kleinen einheimischen Straßenrestaurant halten wir inne und essen die besten Bananenpfannkuchen unseres Lebens.

 

 

Wir bummeln weiter, die Badestellen am Fluss wollen wir uns anschauen, das bunte Treiben genießen und uns auch in dem riesigen Tempelkomplex „Group of Cenotaphs“, der sich nahe des Flusses befindet, umschauen.

In den Höhen des „Cenotaphen des Maharaja Bir Siṃh“, den wir unterwegs streifen, nisten große Geier und eine Weile sehen wir diesen majestätischen Vögeln zu.

 

 Die Gruppe der Cenotaphs  liegen entlang des Betwa River bei Kanchan Ghat am südlichen Rand der Stadt, 

wie schon gewohnt fügen sich mehrere kleine Bauten zu einem großen Ganzen.

Auch hier können wir wieder die riesigen Geier beobachten, die sich diese Grabbauten der Maharadschas zu Eigen gemacht haben.

Zumeist sind es dreistöckige Gebäude, gekrönt mit einer Vielzahl von gut gestalteten Kuppeln und Zinnen.

 

 

Wir wandern weiter hinunter zum Ufer, schauen den Wäscherinnen zu, beobachten Fischer und Badende.

Den Sonnenuntergang wollen wir auf der kleinen steinernen Brücke verbringen, von dort aus haben wir einen herrlichen Blick auf die von der sinkenden Sonne angestrahlten Tempel und den Fluss.

Wir kommen zur Ruhe, lassen uns gefangen nehmen von der friedlichen, ja fast schon meditativen Atmosphäre auf diesem Platz.

 

 

Fast schon ungern tauchen wir wieder in die Wirklichkeit ein und kehren zum Hotel zurück.

Ein weiterer Programmpunkt erwartet uns nämlich noch: Ein Kochabend in einer indischen Familie.

Hier erhalten wir Einblick in einen kleinen indischen Haushalt, schauen der Hausfrau beim Kochen zu, lauschen ihren Erklärungen und wundern uns über die Menge der verwendeten Gewürze. Eine gemeinsame Mahlzeit

rundet den Abend ab.

 

Vierzehnter Tag

 

Etwas wehmütig verabschieden wir uns von unserem herrlichen Hotel, ca. drei bis vier Stunden Fahrt liegen vor uns, ehe wir Khajuraho, unser heutiges Tagesziel, erreichen. Rasch beziehen wir unsere Zimmer und brechen auf.

Wir wollen wir uns vor allem den Tempelbezirk anschauen, der zwischen 95 und 1050 n. Chr. entstanden sein muss und ebenfalls zum UNESCO-Welterbe gehört.

Wir werden nicht enttäuscht. Besonders beeindruckt und auch überrascht sind wir von den erotischen Darstellungen an den Außenwänden der Tempel.  Ganz besonders die Liebesszenen sind detailgenau nachgebildet mit einer Kunstfertigkeit, die ihresgleichen sucht. Pralle Weiblichkeit, spärlich und aufreizend bekleidet, Menschen beim Gruppensex, Sodomie – erwartet man nicht unbedingt in einem Tempel zu sehen. Nichts scheint zu gewagt, dies hier ist das Kamasutra in Stein gehauen... Aber nicht nur Erotisches findet sich an den Tempelwänden, manchmal sind es einfach Szenen aus dem täglichen Leben, selbst Kriegerisches fehlt nicht.

 

 

Die östliche Tempelgruppe überrascht zusätzlich durch weiße Bauwerke, herrlich anzuschauen. Auch hier finden wir unglaublich detailgetreue Szenen aus dem Leben der Menschen damals, denen unsere heutige Prüderie und Schamhaftigkeit völlig fremd zu sein scheint...

 

 

Wir beenden unsere heutige Tour und fahren zurück zum Hotel. Eine halbe Stunde bleibt uns zum Frischmachen, und schon geht’s weiter.

„Sound and Light“ steht noch auf unserem Abendprogramm. Die Tempelanlagen werden dabei in wechselnden Farben angestrahlt, derweil ein Erzähler uns mit sonorer Stimme die Entstehungsgeschichte der Tempel

nahebringt. Ruhe kehrt ein in unsere Seelen, wir lassen die Stimmung auf uns wirken, entspannen und genießen...

 

 

Der Mensch sagt: die Zeit vergeht

Die Zeit sagt: der Mensch vergeht

aus Indien

 

 

Auch unsere zweite Urlaubswoche haben wir in einem kleinen Video festgehalten, viel Spaß!

 

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