USA -

wilder Westen mal anders...


 

Reisetagebuch


 

Die Reise gleicht einem Spiel;
es ist immer Gewinn und Verlust dabei,
und meist von der unerwarteten Seite;
man empfängt mehr oder weniger, als man hofft.
Für Naturen wie die meine ist eine Reise unschätzbar:
sie belebt, berichtigt, belehrt und bildet.
                                                                     

Goethe    

                                                                     

Erste Woche, erster Tag

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Ziemlich aufgeregt und auch etwas unsicher wegen der strengen Einreiseformalitäten in die USA starten wir gegen fünf Uhr 30 in Richtung Flughafen. Vorläufig aber klappt alles sehr gut und so landen wir nach einem Zwischenstopp in San Francisco 23 Stunden später an unserem ersten Zielort Las Vegas. Von hier aus soll unsere Rundreise ihren Anfang nehmen, aber erst nachdem wir uns eine Mütze voll Schlaf genehmigt hatten.

 

Zweiter Tag

 

Gleich in der Frühe machen wir uns mit unseren Mitreisenden sowie unserem Guide Ken bekannt, einem jungen Amerikaner, der wie ein Waldläufer ausschaut und die Gegenden, die wir besuchen wollen, nach eigener Aussage sehr gut kennt.

Nach einer kurzen Einführung laden wir unsere Koffer in den Camping-Anhänger des kleinen Busses, der für die nächsten 17 Tage unsere zweite Heimat sein wird.

Wir folgen der berühmten Route 66 in Richtung Grand Canyon, erleben die Straße und ihre Besonderheiten mit allen Sinnen.

 

 

Trotz mehrerer kleiner Pausen an besonders interessanten Punkten

kommen wir gut voran. Gegen 15 Uhr nachmittags haben wir die Strecke von 550 km geschafft und kommen im Nationalpark an. Die Landschaft verändert sich, Steppe weicht Bäumen. Wir halten an, Ken reicht uns kleine Halstücher und weist uns an, unsere Augen zu verbinden.

Im Gänsemarsch, die Hände auf den Schultern des Vordermanns gehen wir ein kurzes Stück.

„Jetzt könnt ihr die Tücher wieder abnehmen“, sagt Ken. Wir nehmen die Tücher von den Augen und... Dieser Anblick íst unbeschreiblich! Wir staunen dieses Wunder an. Unglaublich, was Mutter Natur mit Hilfe der Elemente hier erschaffen hat!

 

Grand Canyon, zur Großansicht geht's hier

 

 

Zum Aufsetzen des Fußes braucht man nur eine kleine Stelle,
aber man muss freien Raum vor den Füßen haben,
dann erst kommt man kräftig vorwärts.
Chuang-tzu (ca. 365-286 v. Chr.)

 

 

Fast mit Gewalt reißen wir uns von diesem Anblick los und fahren zu dem kleinen Flughafen des Parks. Wir wollen den Canyon mit einem Hubschrauber erkunden. Bevor wir aber in die fast völlig verglasten Fluggeräte klettern dürfen, werden wir gewogen um uns gleichmäßig Sitze verteilen zu können, außerdem erhalten wir eine kurze, aber gründliche sicherheitstechnische Einführung.

Endlich ist es soweit, wir heben ab und überfliegen ein Waldstück ganz dicht über den Wipfeln. Plötzlich, von einer Sekunde auf die andere ist der Wald unter uns verschwunden, klafft der tiefste Canyon der Erde vor uns auf, nimmt uns auf. Wie klein ist hier der Mensch!

Felsformationen, erhaben in ihrer Schönheit, tauchen vor uns auf und verschwinden. In fast unendlich scheinenden Abgründen erahnen wir die Wasser des Colorado-River. Es ist unbeschreiblich schön, dieses Erlebnis wird kaum zu toppen sein... Viel zu schnell ist unsere Stunde um und wir müssen zurück zum Flugplatz.

 

 

Mit einem grandiosen Sonnenuntergang in diesem herrlichen Flecken Erde beschließen wir diesen ereignisreichen Tag.

 

Dritter Tag

 

Wir wollen den ganzen heutigen Tag im Nationalpark verbringen. Warm eingepackt brechen wir früh um 5 Uhr 30 auf um den Sonnenaufgang über dem Canyon nicht zu verpassen. Wir wollen unbedingt erleben wie das Tal erwacht. Die aufgehende Sonne zaubert fantastische Farben auf den Sandstein, lässt ihn erstrahlen in unzähligen Farbabstufungen von tiefstem Rot bis blassem Orange. Wir bekommen nicht genug von diesem Anblick.

 

 

„Nun aber doch erst mal frühstücken“, sagten wir uns nach diesem Farbenrausch. Schließlich haben wir noch einiges vor heute, haben eine längere Wanderung geplant. Aufgewärmt und gestärkt steigen wir also kurze Zeit später in einen der parkeigenen Shuttle-Busse und fahren zum Startpunkt unserer heutigen Wanderung, dem Hermits Red Point. Von hier aus laufen wir los, direkt an der Bruchkante des Canyon entlang. So genießen wir immer wieder neue Ausblicke, die Tiefe der Schlucht ist nur zu erahnen. Auch die Vegetation bietet beeindruckende Bilder. Kiefern, dem Aussehen nach wahre Überlebenskünstler, die Äste verdreht und mitunter bizarr anzusehen wechseln sich mit Kakteen und Yuccas ab. Dazwischen streuen kleine lila und gelbblühende Pflänzchen hübsche Farbtupfer. Wir beobachten fremdartig blauschillernde Vögel auch Condore ziehen ihre majestätischen kreise über den Abgründen.

Müde, aber glücklich und voll neuer Eindrücke kommen wir Stunden später wieder beim Visitor-Center an und fahren zu unserem Hotel zurück.

 

Mal ne kleine Pause? Hier gehts hoch...

 

Vierter Tag

 

Wir packen unsere Sachen und los geht’s in Richtung Lake Powel, unserem nächsten Etappenziel.

Durch einen Erdrutsch ist die Straße im Reservat der Navajo blockiert, so dass wir gezwungen sind einen größeren Umweg in Kauf zu nehmen. Dieser führt uns durch eine bizarre Halbwüste durchsetzt mit kahlen Sandsteinformationen, karg und ganz und gar ungewöhnlich anzuschauen. Wir bereuen den Umweg nicht.

Hier, irgendwo im Nirgendwo, so kommt es uns zumindest vor, halten wir an. Der Antelope-Canyon, den wir uns anschauen wollen soll hier sein. Hmm, denken wir, hier ist doch gar nichts... Wir sollten uns irren!

Ein waschechter Navajo-Indianer führt uns ein kurzes Stück über einen kleinen Hügel bis zum Einstieg. Wir zwängen uns durch einen gewundenen, sehr schmalen Pfad, der kaum breit genug ist für einen erwachsenen Menschen, stetig bergab, immer unserem Führer nach. Bizarre Sandsteinformationen ragen rechts und links von uns auf, verzaubern uns durch ihre Farben und Formen. Wenn wir die Köpfe ganz tief in den Nacken legen, können wir gerade noch das strahlende Königsblau des Himmels zwischen den hoch aufragenden Felsen erkennen. Irgendwann haben wir den Grund dieses schönen kleinen Tals erreicht und es geht wieder bergan, teilweise auch über künstliche Stufen.

 

 

Der Tag neigt sich schon wieder langsam seinem Ende zu. Wir machen uns auf den Weg zum „Horseshoe Bend“, wo der Colorado River einen hufeisenförmigen Bogen macht, um hier den Sonnenuntergang zu erleben.

Eine kurze Wanderung führt uns vom Parkplatz zur Abbruchkante, hier tut sich ein tiefes Tal vor unseren staunenden Augen auf, auf dessen Grund sich der Fluss schlängelt. Auch hier zaubert die untergehende Sonne die schönsten Farben, wir genießen das sehr.

 

Fünfter Tag

 

Ausgeruht und satt von einem reichhaltigen Frühstück brechen wir auf zu neuen Taten. Das Monument Valley wollen wir heute erreichen. Vorher aber möchte Ken uns noch eine weitere Naturschönheit, die auf unserem Weg liegt, zeigen, den Gooseneck-State Park. Hier windet sich der San Juan-River in einem tiefen Tal, sage und schreibe neun hufeisenförmige Biegungen gibt es. Wir erreichen ein großes Plateau, von hier aus können wir drei davon ganz nah beieinander sehen, ein außergewöhnlicher Blick!

 

 

Irgendwann reißen wir uns von dem Anblick los, klettern an Bord unseres Gefährts und schaukeln gemütlich durch die karminrote Landschaft von Arizona. Je mehr wir uns dem Monument Valley nähern, desto mehr fühlen wir uns in die Welt von John Wayne versetzt, der hier fast wie ein Nationalheld verehrt wird. Wir bewegen uns hier durch das riesige Reservat der Navajo-Indianer, denen viele der Sandsteinformationen bis heute heilig sind.

 

Monument Valley, zur Großansicht bitte hier

 

 

Ich möchte Weltenbürger sein,
überall zu Hause und
überall unterwegs.

 

Erasmus von Rotterdam

 

 

Schließlich vertauschen wir die relativ bequemen Sitze unseres Busses mit der Ladefläche eines Pick-up um mit einem einheimischen Navajo-Führer bis ins Herz des Tals vorzudringen.

Die Piste ist abenteuerlich, die Landschaft grandios. Wie im Film eben... Kaum zu glauben, dass hier in dieser lebensfeindlich anmutenden Gegend tatsächlich Menschen leben. Es gibt weder Strom noch Brunnen, Wasser muss mühsam in Kanistern herbeigeholt werden.

Wir haben einen ganz lieben Führer erwischt, der uns die Schönheit seiner Heimat nahezubringen weiß. Er zeigt uns die heiligen Stätten der Ahnen, erzählt uns vom Leben der Familien hier. Wir dringen tiefer und tiefer ein in diese faszinierende Welt.

 

 

Wieder einmal viel zu rasch sinkt die Sonne, wir machen uns auf den Weg zu einem Navajo-Camp, wo wir zum Abendessen eingeladen sind. Wir verspeisen mit großem Appetit ein traditionelles Gericht, welches uns die Navajo lächelnd servieren. Es besteht aus einer Art Fladenbrot, gefüllt mit Fleisch, Salat, Käse, Tomaten, Bohnen und sehr leckeren Kräutern und schmeckt uns ganz ausgezeichnet.

Entspannt erwarten wir den Sonnenuntergang, genießen ihn bis es ganz dunkel geworden ist. Fast widerwillig brechen wir auf zu unserem heutigen Nachtquartier.

 

Sechster Tag

 

Weiter zuckeln wir durch die bizarre Felsenlandschaft, das Städtchen Moab, in Utah gelegen, ist unser nächstes Ziel. Hier wollen wir drei Tage bleiben und Ausflüge in verschiedene Nationalparks in der Nähe unternehmen.

Ob was daraus was wird, steht allerdings in den Sternen. Blöderweise haben die USA wegen einer internen Finanzkrise alle Parks kurzerhand geschlossen und das Personal in Zwangsurlaub geschickt. Das Ganze ist absolut sinnfrei und und nicht nur für uns mehr als ärgerlich. Unsere Enttäuschung ist grenzenlos! Wir alle hoffen auf ein rasches Ende dieser unwürdigen Farce um unseren Urlaub nicht in einem völligen Fiasko enden zu lassen.

 

 

 

Vorläufig beschließen wir aber uns die Laune nicht verderben zu lassen und

brechen auf zu einer Wanderung durch das Capitol Reef. In den Park selbst dürfen wir zwar nicht, jedoch sind die bis 2700 m hoch aufragenden Felsen auch so reichlich beeindruckend. Der Weg, den wir einschlagen, fordert uns, bergauf, bergab, über Felsen und durch Schluchten steigen wir langsam, aber stetig auf. Krumme uralte und knorrige Wachholderbäume wachsen hier oben, oft gebeugt bis zur Erde und verdreht vom ständig wehenden Wind zeugen sie von unglaublichem Überlebenswillen.

Das Wetter wird zusehends schlechter, Regenwolken brauen sich über unseren Köpfen zusammen. Der Wind nimmt zu. Sicherheitshalber kehren wir um und steigen wieder hinab. Unbeschadet kommen wir unten an und fahren zu unserem Quartier.

Wir checken in unserem kleinen Motel ein und gönnen uns eine Auszeit um Körper und Geist wieder in Einklang zu bringen.

 

Siebenter Tag

 

Wandern ist heute angesagt! Wegen der Schließung der Nationalparks können wir unser eigentliches Programm nicht durchführen, so planen wir statt dessen eine Wanderung durch den landschaftlich schönen Negro-Bill Park, wo wir ganz ähnliche Felsformationen wie die vorfinden sollen, für die der Arches-Nationalpark, den wir eigentlich besuchen wollten, so berühmt ist.

Auf dem gleichnamigen Trailhead, einem abenteuerlich anmutenden Pfad, steigen wir aufwärts.

Mehr als einmal holen wir uns nasse Füße beim Überqueren kleiner Flüsschen und Bächen, überklettern Felsen, wandern ganz nah auf schmalem Pfad an Abgründen entlang.

Bei einer riesigen steinernen Brücke machen wir Rast und ruhen uns etwas aus bevor wir gestärkt und voller neuer Eindrücke den Rückweg antreten.

 

 

Unten bei unserem Bus angekommen bereiten wir gemeinsam ein leckeres Picknick zu und essen mit großem Appetit, bevor wir zum Dead Horse Point-State-Park fahren, etwa 30 km entfernt. Diesmal wählen wir den bequemen Weg, wir jagen unseren Bus die Bergpiste hinauf. Von ganz oben genießen wir fantastische Blicke auf den Canyonlands-Nationalpark, der eigentlich auf unserem Programm stand.

Wir stellen fest, dass dies hier mehr ist als nur ein dürftiger Ersatz! Ken versichert uns außerdem glaubhaft, dass wir von hier oben eine ganz ähnliche Aussicht auf die Canyonlands haben wie im Nationalpark selber, nur eben von einem anderen Berggipfel aus. Das versöhnt uns doch etwas mit den momentanen Ärgernissen.

Allerdings müssen wir erleben, wie schnell das Wetter hier in den Bergen umschlagen kann! Eben noch genießen wir die wärmenden Sonnenstrahlen und eine nahezu perfekte Fernsicht, gleich darauf naht eine bedrohlich dunkle Wolkenwand bei auffrischendem Wind sehr rasch. Unseren Sonnenuntergang, den wir eigentlich hier erleben wollten, geht in einem ordentlichen Schneegestöber unter... Nun aber doch frierend in unseren leichten Kleidern eilen wir zu unserem Bus und fahren zurück nach Moab.

 

 

 

Blick über Canyonlands, zur Großansicht hier klicken!

 

 

Das ist das Angenehme auf Reisen
dass auch das Gewöhnliche
durch Neuheit und Überraschung
das Ansehen eines Abenteuers gewinnt
Johann Wolfgang von Goethe

 

Päuschen gefällig? Nach oben...

Zweite Woche, achter Tag

 

Den heutigen Tag haben wir zur freien Verfügung und haben die Wahl zwischen ganz vielen abenteuerlichen Beschäftigungen. Einhellig entscheiden wir uns für eine Rafting-Tour auf dem Colorado River.

Mit einer wahrlich altertümlich anmutenden, aber dennoch, oh Wunder, fahrenden Klapperkiste, deren Anblick uns schon auf das Bevorstehende einstimmt, geht’s ab tief in den Canyon hinein.

An einer ruhigen, landschaftlich schönen Stelle halten wir, laden unser Schlauchboot ab und lassen es zu Wasser. Kaum an Bord wird jedem von uns ein Paddel in die Hand gedrückt und nach einer kurzen Einführung geht’s los, immer mit der Strömung den Fluss hinab. Meist gleiten wir ganz ruhig durch die morgendliche Stille, mitunter aber gibt es auch kleine Stromschnellen, die und ganz schön durchschütteln. Die Wellen drehen unser Schlauchboot im Kreis und spritzen uns auch gehörig nass. Zum Glück scheint heute die Sonne warm, so dass wir nicht allzu sehr frieren. In weiser Voraussicht haben wir unsere Fotoausrüstungen an Land gelassen, so gibt es vom heutigen Tag leider nur zwei Handyaufnahmen.

Zur Mittagszeit legen wir bei einer Art Blockhütte an, eifrige Geister haben hier schon einen Grill in Gang gesetzt. Wir essen, trinken und entspannen uns in der Sonne, während unsere Kleider trocknen.

Gestärkt treten wir die letzte Etappe unserer Tour an, das ist Lebensfreude pur! Wir genießen die Fahrt in vollen Zügen und sind der einhelligen Meinung: Das muss man einfach mal erlebt haben!

 

Neunter Tag

 

Eigentlich hätten wir heute gerne den Bryce-Canyon Nationalpark besucht, aber noch immer sind alle Parks geschlossen da die gesamte US-Regierung über die Verabschiedung ihres Haushalts streitet wie kleine Kinder im Sandkasten. Völlig unverständlich und einer Weltmacht wie den USA absolut unwürdig!

 Ein Ersatzprogramm muss also her, wir fahren statt dessen zum Goblin Valley State Park, der in etwa auf unserer ursprünglich geplanten Route liegt. Unterwegs schlagen wir der US-Regierung mit diebischer Freude ein Schnippchen, wir fahren nämlich auf einer Straße, die quer durch den Bryce-Canyon führt. Anhalten ist zwar verboten, trotzig tun wir es dennoch und gehen ein Stück in den gesperrten Park hinein bis zu einem tollen Aussichtspunkt. Von hier aus haben wir einen wundervollen Rundblick auf die zerklüftete Landschaft mit ihren bizarren Felsnasen.

 

Bryce Canyon, hier klicken zur Großansicht

 

Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute,
welche die Welt nicht angeschaut haben.

 

Alexander von Humboldt

 

 

Schweren Herzens fahren wir weiter ins Goblin Valley. Unzählige Steinformationen, die allesamt an Gnome aus Märchen und Sagen erinnern, gaben dem Tal seinen Namen.

Wir steigen hinab und wandern zwischen ihnen umher, entdecken immer wieder neue, die unsere Fantasie anregen, kommen wir uns doch vor wie im Märchenwald.

Nur ungern brechen wir wieder auf, aber so viel Aktivität macht hungrig und bis zu unserer Mittagsrast haben wir noch ein gutes Stück Weg. Etwas später taucht hinter einer Bergkuppe ein kleines, gemütlich aussehendes Restaurant auf, wo wir rasten wollen. Auf der sonnigen Terrasse sitzend nehmen wir unser Mittagessen ein.

 

 

Reisen ist,
in jedem Augenblick geboren werden und sterben.

 

Victor Hugo

 

Blick von unserem Rastplatz zurück ins Tal, hier noch größer...

 

 

On the road again, weiter geht’s zum Kodachrome Valley, ebenfalls in einem State Park gelegen.

Auf dem Panorama-Weg wandern wir vorbei an hoch aufragenden Sandsteinkaminen, die sich aus der Wüste erheben. Fast siebzig dieser monolithischen Spitzen gibt es hier, manche zwei Meter klein, manche ragen dreißig Meter hoch auf. Der Weg ist sehr sandig und staubig, wir kommen wie gepudert zurück zu unserem Bus. Müde von diesem ereignisreichen Tag lassen wir uns zu unserem heutigen Nachtquartier schaukeln.

 

Zehnter Tag

 

Bevor wir zu unserem nächsten Etappenziel, dem Zion Nationalpark aufbrechen, hat Ken eine nette Überraschung für uns parat: Mit verschmitztem Grinsen macht er uns Hoffnung, noch ein wenig vom Bryce-Canyon zu sehen, „es gibt einen Schleichweg“, raunt er uns zu..

Gesagt – Getan. Querfeldein mitten durchs Gelände schaukelt er unseren Bus samt Gepäckanhänger bis fast an die Kante des Canyon. Von hier oben erschließt sich uns dieses herrliche Tal ganz wunderbar. Wir wandern eine Weile auf dem Panoramaweg und freuen uns diebisch, den Kindsköpfen in der US-Regierung ein weiteres Schnippchen geschlagen zu haben.

 

 

Außerdem hat Ken uns eine Wanderung im Red Stone Canyon versprochen, die Landschaft soll der des Bryce-Canyon Nationalpark sehr ähneln. Dort kommen wir nach kurzer Fahrt an und begeben uns auf den „Red Canyon Trail“, der uns an vielen außergewöhnlichen Sandsteinformationen vorbeiführt, die hier unvermittelt aus der lieblichen, baumbestandenen Landschaft wachsen.

 

 

Auch unsere zweite Wanderung machen wir hier in dieser schönen Ecke, wir folgen dem Castle Bridge Trail, der uns steil bergan führt. Doch der mühsame Aufstieg lohnt sich, von oben haben wir einen fantastischen Blick auf das Tal. Der Rückweg fällt uns leicht, die Aussicht auf ein leckeres Picknick beflügelt unsere Schritte zusätzlich.

 

 

Einen Punkt haben wir noch auf unserem Programm heute, der Coral Pink State Park liegt auf unserer Route, das wollen wir uns nicht entgehen lassen.

Wir finden hier gänzlich Anderes, Unerwartetes, nämlich Wanderdünen aus feinstem roten Sand.

„So haben die Felsen des Umlandes hier alle vor Jahrmillionen ausgesehen“, erklärt uns Ken,“aus diesem Sand sind sie entstanden. Man kann sogar die Richtung des Windes erkennen, der mitgeholfen hat, sie zu formen.“

Wir wandern mit den Dünen um die Wette, sehen sogar einen der schillernden „Coral Pink Tiger Beetle“, einer Käferart, die es weltweit nur hier gibt.

 

 

Mittlerweile ist es schon spät geworden, wir müssen weiter um unser Nachtquartier in der Nähe des Zion Nationalparks rechtzeitig zu erreichen.

Glücklicherweise führt uns die gewundene Straße, auf der wir uns bewegen, mitten durch diesen herrlichen Park. Natürlich drosseln wir unser Tempo auf das absolute Minimum um soviel wie möglich dieser Landschaft in uns aufzunehmen und in unseren Hirnen zu speichern. Verbotenerweise legen wir auch hier unterwegs kurze Fotostopps ein. So bekommen wir schon einen recht guten Eindruck, im Stillen hoffen wir natürlich auf mehr.

Bisher ist Ken es ja meistens gelungen, uns doch etwas mehr als einen kurzen Blick auf die Naturschönheiten seines Landes zu verschaffen...Vorerst aber sind wir ganz zufrieden und rechtschaffen müde, so beziehen wir unsere Bleibe für die nächsten beiden Tage.

 

Das reicht für heute... Ausstieg

 

Elfter Tag

 

Wegen der läppischen Streitereien im US-Kongress müssen

wir ein weiteres Mal unsere Reisepläne umstellen, langsam wird die Sache echt lästig. Ken hat sich gestern Abend schon etwas umgesehen hier und auch eine nette, aber anstrengende Wanderung für uns gefunden. „ Die Straße hinauf ist sehr grob“, warnt er uns und richtig, wir werden in unserem Bus heftig durchgeschüttelt auf dem Weg nach oben. Besser schlecht gefahren als gut gelaufen, denken wir uns.

Schließlich kommen wir bei unserem Startpunkt an, „Eagle Crag Trail“ nennt sich der Pfad, der uns zuerst durch einen lichten Wald führt und dann steil bergan auf schmalem, steinigen, mitunter kaum erkennbaren Weg. Doch unverdrossen kämpfen wir uns hoch und werden mit einem herrlichen Blick auf die schroffen Felsen von Zion belohnt. Hier wird uns wieder klar was wir durch die Tollheit der US-Regierung versäumen!!!

 

 

Reisen ist für Vorurteile, Bigotterie und Engherzigkeit lebensgefährlich,
und viele unserer Leute benötigen es aus diesem Grunde dringend.

 

Mark Twain

 

Eagle Crag Trail, Blick ins Tal. Auch hier lohnt die Großansicht!

 

 

Etwas frustriert steigen wir wieder hinab und bereiten unser Picknick zu, welches wir an einem kleinen Fluss im Schatten hoher Bäume einnehmen. Allerdings müssen wir heute Abstriche hinnehmen, der Inhalt unserer Proviantkisten hat doch sehr unter der schlechten Wegstrecke gelitten. Wir machen das Beste draus, kratzen grinsend die Reste zusammen und lassen es uns schmecken.

Mittags dann fahren wir los zu den „Red Cliffs“ am Rande der Mohawi-Wüste. Hier wandern wir einfach der Nase nach, querfeldein. Wir entdecken Flora und Fauna dieses interessanten Gebietes, immer die Schönheit der schroffen Sandsteinformationen vor Augen. Körper und Geist kommen zur Ruhe, die Seele baumelt.

 

Red Cliffs, größer ist schöner...

 

Die Vorstellung ist wundervoll,
aber noch wundervoller ist das Erlebnis!

 

Oskar Wilde

 

 

Die eigentlichen Entdeckungsreisen bestehen nicht im Kennenlernen neuer Landstriche, sondern darin,
etwas mit anderen Augen zu sehen.

 

Marcel Proust

 

Red Cliffs, ein Klick der sich lohnt...

Zwölfter Tag

 

Las Vegas, wir kommen! In aller Frühe beladen wir unser Vehikel und starten durch. Ein kurzer Stopp unterwegs beim „St.George Utah-Temple“ muss allerdings sein. Hier erfahren wir viel Wissenswertes über die Mormonen und ihren Glauben.

 

St. George Utah Temple

 

Einen kurzen Halt vor unserer Mittagsrast machen wir noch beim "Atlatl Rock" und schauen uns die alten Felsenmalereien an. Auch Form sowie die intensiv rote Färbung dieses Felsens finden wir sehr interessant.

 

 

Ken hat uns noch ein weiteres Trostpflaster ausgesucht, wir ändern unsere Route ein wenig und durchqueren die „Fire Rocks“, eine wirklich herrlich anmutende Landschaft. Die Sandsteinfelsen schillern in den unglaublichsten Farben von fahlem Weiß über Gelb Orange bis hin zu tiefsten, dunkelstem Rot. Etliche Male stoppen wir um einige der schönsten Ecken im Bild festzuhalten.

Wir nehmen uns Zeit für eine kleine Wanderung auf dem „Fire Wave“, der uns zu einem herrlichen Aussichtspunkt führt.

 

Fire Rocks, auch hier gibt es eine Großansicht...

 

Alle Reisen haben eine heimliche Bestimmung, die der Reisende nicht ahnt.

 

Martin Buber

 

 

Der kürzeste Weg zu sich selbst
führt um die Welt herum.

 

Hermann Keyserling

 

Fire Wave, Großansicht

 

„Nun aber flott“, scheucht uns Ken auf, „schließlich wollen wir ja heut noch in Vegas ankommen“.

Folgsam klettern wir auf unsere Sitze und ruhen uns während der Fahrt etwas aus, wollen wir uns doch abends noch ins Nachtleben der Wüstenblume Las Vegas stürzen. Was wir nach dem Check in in unser riesiges Hotel „Golden Nugget“ auch umgehend tun. Koffer ins Zimmer geschubst und ab geht’s ins Getümmel.

Mit dem Linienbus, der direkt vor unserem Hotel hält, legen wir die 5 Meilen bis zum „Strip“ zurück und fallen kopfüber ins quirlige Nachtleben dieser Stadt.

 

 

Was für ein Trubel, Lichter, Musik, Shows... Wir begegnen Supermann, Edward mit den Scherenhänden, Alice Cooper und anderen Gesellen. Auch Elvis ist zugegen und Spongebob. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt! Jedes der berühmten Hotels ist eine Stadt für sich, mit allem, was dazu gehört. Wir schaffen es kaum all das in unseren Köpfen unterzubringen, so vielfältig sind die Eindrücke. Stundenlang wandern wir staunend umher bis wir schließlich müde und erschöpft den Bus zurück nehmen.

 

 

Im „Golden Nugget“ angekommen nehmen wir dieses noch etwas genauer in Augenschein. Wir lassen uns treiben, durch die Spielhallen, vorbei an turmhohen Aquarien, die eine Poollandschaft säumen, schlendern durch Pubs und Lokale mit Livemusik. Irgendwann in dieser Nacht stolpern wir müde in unsere Betten.

 

Dreizehnter Tag

Death Valley, Zabriskie Point, hier wird's riesig...

 

Steile Gegenden lassen sich nur durch Umwege erklimmen,

auf der Ebene führen gerade Wege von einem Ort zum andern.

 

Goethe

 

 

Durch das „Death Valley“ fahren wir aus der Spielerstadt heraus. Hier in diesem Tal werden Weltrekordtemperaturen gemessen, der tiefste Punkt der Erde befindet sich hier. Obwohl das ganze Tal zu den Nationalparks zählt und somit geschlossen, können wir hindurch fahren. Es ist auch kaum abzuriegeln, trotz des Namens leben Menschen hier, der Stamm der Chochonen ist hier daheim. Beim „Zabriskie Point“ halten wir und unternehmen klammheimlich eine kleine, aber feine Wanderung in die bizarre Landschaft der „Badlands“. Hier können wir uns nach Herzenslust umsehen und tun das auch ausgiebig.

 

 

Öffnet man die Augen, wird jeder Tag zum Erlebnis.

 

Oskar Kokoschka

 

Death Valley, gibt's auch in groß...

 

Auch an der „ Harmonie Borax Mine“ können wir nicht einfach vorbeifahren, einer der vielen Minen hier im „Death Valley“, die aber allesamt stillgelegt sind seit das Tal 1994 zum Nationalpark wurde.

In der Ferne tauchen seltsam geformte Granitfelsen vor uns auf, die „Alabama Hills“. Mittlerweile bewegen wir uns auch schon eine ganze Weile wieder auf kalifornischem Gebiet.

 

 

Ein weiteres Mal suchen wir eine Möglichkeit zum Halten um dem „Alabama Hills Trail“ doch wenigstens ein kleines Stück zu folgen. Wir beschließen noch eins draufzusetzen und biegen ab auf den „Mobius Arch Trail“, der uns durch eine kleine Senke und dann eine Anhöhe hinaufführt. Von hier aus haben wir eine berauschende Aussicht auf die Sierra Nevada mit ihren schneebedeckten Gipfeln, die wir morgen überqueren wollen.

 

Sierra Nevada, erster Blick. Ein Klick, der sich lohnt...

 

Umwege erweitern die Ortskenntnis.

 

Kurt Tucholsky

 

Müde Augen? Rauf mit euch!

Vierzehnter Tag

 

„Langer Tag heute,“ warnt uns Ken, „müssen weiten Umweg fahren...“. Wir beeilen uns also um schnell loszukommen.

Einen kurzen Halt allerdings legen wir beim Mono Lake ein, einem Natronsee; er ist sowohl besonders alkalisch als auch besonders salzhaltig und dazu auch noch außergewöhnlich schön.

 

Mono Lake, besonders schön in Großansicht

 

Trudele durch die Welt.
Sie ist so schön, gib dich ihr hin,
und sie wird sich dir geben.

 

Kurt Tucholsky

 

 

Nun geht’s steil bergan. Rrrrumms, klappert es da mehrfach. Irgendeiner scheint über Nacht die Straße geklaut zu haben, wir werden sehr kräftig durchgeschüttelt. Die Bergpiste, die Ken uns und unser Gespann so unverdrossen hinaufjagt, ist schmal, steil und voller mehr oder minder tiefer Löcher.

„Da oben liegt eine Geisterstadt, die ich euch gerne zeigen will“, macht er uns neugierig. Endlich, als wir es schon fast nicht mehr glauben wollen, tauchen die Holzhäuser vor uns auf, wie hineingetupft kuschelt sich das alte Goldgräbernest in ein kleines Tal.

„Welcome to Bodie“, begrüßt uns ein reichlich verwittertes Schild. Viele der Häuser sind abgebrannt, einige andere im Zerfall begriffen. Manche aber sehen intakt aus, fast als würden sie noch bewohnt. Wir lugen durch halbblinde Fenster, die Häuser sind meist noch komplett eingerichtet, alles ist mit dem hier allgegenwärtigen Wüstensand bedeckt. Saloon, Kirche und Feuerhaus stehen noch und sind sogar offen zur Besichtigung. Auch eine kleine Mine ist noch intakt, wer mag versucht sich im Schürfen nach Gold. Fündig werden wir aber nicht, also zurück an die Arbeit, aber erst nach dem Urlaub...

Was wir bekommen, ist einen recht guten Einblick in das harte Leben der ehemaligen Bewohner. Die Winter hier oben sind sehr kalt und äußerst schneereich, in der Kirche sehen wir alte Bilder, auf denen nur noch die Dächer aus den weißen Massen ragen. Das wird sicher mit dazu beigetragen haben, dass diese kleine Stadt aufgegeben wurde.

 

 

Im Schneckentempo zockeln wir den Berg wieder hinab zur Straße, die uns aus dem Tal hinaus zum Sonora Pass führt, dem einzigen, der noch passierbar ist.

Langsam ändert sich das Landschaftsbild, die Halbwüste weicht lichten Wäldern, die schon von erstem Schnee bedeckt sind. Unser kleiner tapferer Bus keucht mühsam hinauf, kurz hinter der Passhöhe (9 628 Fuß) gönnen wir ihm und uns eine Pause.

Wir bereiten unser Picknick zu, schmelzen Schnee zum Kaffeekochen und für den Abwasch, ganz nach Trapperart. Gestärkt und neugierig auf das Kommende brechen wir wieder auf. Von nun an geht’s bergab, unsere Bremsen laufen heiß. Nicht ungern halten wir also an, nutzen die Gelegenheit als Fotostopp, finden wir doch hier einen idyllischen Bach, gesäumt von riesigen Bäumen. Einige echte Postkartenmotive entdecken wir hier zufällig!

 

Sonora Passhöhe, Großansicht

 

Wenn das Wasser in einem Becken ohne Bewegung bleibt,
wird es schal und schlammig,
wenn es sich aber bewegt und fließt,
so wird es klar;
nicht anders verhält es sich mit dem, der reist.

 

Muhammad Asad

 

 

Unsere Fahrt geht weiter durch schier endlos scheinende Nadelwälder in sattem Grün, hineingetupft einige Laubbäume, schon im Herbstkleid. Wir nähern uns nun langsam dem Yosemite Nationalpark, unserem nächsten Ziel.

Einen kurzen Stopp legen wir noch ein, das verträumte Städtchen Groveland gefällt uns bei der Durchfahrt so sehr, dass wir anhalten um etwas spazieren zu gehen.

Die schmucken Holzhäuser sind im alten Wild-West-Stil gehalten, besonderes Schmuckstück ist der Saloon. Hier kleben die Dollarnoten sogar an der Decke...

 

 

Auf geht’s zur letzten Etappe, wir fahren in den Yosemite Park ein, die Straße ist offen. Hier erwartet uns allerdings tragisches: ein riesiges Feuer hat große Teile der Wälder hier vernichtet. Schätzungsweise 15 Millionen Bäume sind dem Waldbrand zum Opfer gefallen, klärt Ken uns auf. Unglaubliche 45 Minuten lang fahren wir durch eine verkohlte, geisterhafte Landschaft. Die meisten Bäume stehen noch, schwarzgefärbte, verkohlte Gerippe, mahnend in den Himmel ragend. Manche halten noch ihre Nadeln fest, verdorrt lange vor der Zeit. Die Bodenfarbe wechselt von chemischem Giftgrün, was wohl von den verzweifelten Löschversuchen herrührt und einem schmutzigen Schwarz-Braun durch die verdorrten und verkohlten Nadeln. Es ist einfach nur traurig...

Durch Leichtsinn wurde hier viel Leben und Natur vernichtet. Es wird viele lange Jahrzehnte dauern bis der Wald sich wieder erholt.

Irgendwann werden die verbrannten Bäume weniger, die Welt färbt sich nach und nach wieder grün. Wir kommen bei den „Yosemite Lodges“ an, wo wir die nächsten drei Tage bleiben werden.

 

Dritte Woche, fünfzehnter Tag

 

Da dieser Nationalpark, wie alle anderen auch geschlossen ist, muss wie schon gewohnt, ein Alternativprogramm her. Es ist schon sehr seltsam, wir dürfen zwar in unsere gebuchte Unterkunft, die mitten im Park liegt einchecken, diesen aber offiziell nicht betreten... Wir dürfen die Hauptstrasse benutzen, alle Nebenstraßen sind jedoch gesperrt, ebenso wie sämtliche Park- und Haltepunkte. Es fahren auch keine Shuttle-Busse, der ganze Park ist tot und menschenleer.

Notgedrungen folgen wir Kens Vorschlag und machen uns auf den Weg aus dem Park hinaus zum Arnold Forest, etwa drei Autostunden entfernt. Dort soll es einen schönen Flecken geben, den Calaveras Big Trees State Park mit riesigen Mammutbäumen ganz ähnlich wie in Yosemite. Während der langen Fahrt bleibt uns nichts anderes übrig als unsere Nasen an der Scheibe unseres Busses plattzudrücken um uns so viele Eindrücke wie möglich zu stehlen. Anhalten können wir hier nicht, die Ranger sind allgegenwärtig und passen höllisch auf.

Endlich angekommen, folgen wir dem „South Grove Trail“, der uns tief in den Wald mit seinen Mammutbäumen hineinführt. Diese uralten Riesen beeindrucken uns wirklich außerordentlich. Unglaublich hoch und dick wachsen sie zwischen normalen Laub-und Nadelbäumen empor und überragen diese um ein vielfaches. Einige dieser Riesenstämme sind hohl, und bieten etlichen Menschen Platz, durch manche kann man sogar hindurch laufen!

Hier wachsen Giganten, die schon über 3000 Jahre alt sind und auch schon so manchen Brand überdauert haben. Wir sehen die Narben der Verwundungen, töten konnte aber selbst das Feuer diese Lebewesen nicht.

Sehr klein und unbedeutend kommen wir uns hier vor, doch ist der Mensch als einziger imstande, diese alten Riesen zu Fall zu bringen.Ergriffen und immer wieder staunend wandern wir weiter, bis wir schließlich wieder bei unserem Bus ankommen und zurückfahren.

 

Sechzehnter Tag

 

Wieder verlassen wir den Park und nehmen eine weite zusätzliche Fahrstrecke in Kauf, um nicht den ganzen Tag im Hotel eingesperrt verbringen zu müssen.

Wenigstens ist der Tioga-Pass, der höchste der Sierra Nevada, kurzzeitig frei, so können wir heute auf diesem Weg aus Yosemite herausfahren. Die Passstraße führt durch die malerische Landschaft des Nationalparks. Fast hält es uns nicht im Bus, wir wollen raus um die grandiose Natur hier in uns aufzunehmen, wie es uns versprochen wurde!!!Aber nichts da, wir dürfen nicht mal kurz anhalten. Etwas derartiges ist uns bisher noch nicht untergekommen, nicht in China, auch nicht in Russland oder Tibet! Es ist einfach eine Schande wie diese Regierung durch ihren kleinlichen Hick-Hack anderer Leute Pläne und Träume zunichte machen! Auch die amerikanischer Bürger übrigens, die teilweise ebenfalls lange Reisewege zu den Nationalparks zurücklegen mussten. Noch in keinem Land der Welt fühlten wir uns in unserer Freiheit so beschnitten wie hier im ach so freien Amerika.

Wir zockeln also langsam die Passstraße hoch um wenige Meter hinter dem höchsten Punkt und offiziellen Checkpoint des Parks anzuhalten und fast schon provozierend wenigstens einige Fotos zu schießen, genau beäugt von den Rangern.

 

 

Nun geht’s bergab bis zu unserem heutigen Ziel, dem Parker Lake, hier wollen wir auf dem gleichnamigen Trail etwas wandern. Der Weg führt recht steil bergan, leider aber schaffen wir den Aufstieg nicht. Das Wetter wird zusehends schlechter und erste Flocken fallen. Notgedrungen entscheiden wir uns umzukehren und mit unserem Bus schnellstmöglich die Passhöhe hinter uns zu bringen, bevor hier oben wieder alles dicht ist. Das würde einen Riesen-Umweg für uns bedeuten.

Wir schaffen es gerade eben noch. Wieder im Park fotografieren wir aus dem fahrenden Bus, um wenigstens noch einige Eindrücke mitnehmen zu können.

 

Parker Lake, sehr schön auch etwas größer...

 

Auf Reisen gleichen wir einem Film,
der belichtet wird.
Entwickeln wird ihn die Erinnerung.

 

Max Frisch

 

Siebzehnter Tag

Auf nach San Francisco!

San Francisco, Großansicht

 

 

Normalerweise würden wir vielleicht betteln, noch etwas hierbleiben zu können, durch den Shut-Down jedoch brechen wir nur allzu gerne auf. Zwei kurze Stopps zum Einkaufen und Mittagessen, wir können's kaum erwarten die Stadt endlich zu sehen.

Wir passieren die Bay-Bridge, die längste der Brücken, die über die San Francisco Bay zur Stadt führen. Ken verspricht uns „die schönste aller Klopausen in Kalifornien“, wir sind gespannt.

Wir fahren mittlerweile schon durch die Außenbezirke der Stadt bis hinauf zu den“ Twin Peaks“. Hier halten wir, oh Wunder, der Parkplatz ist nicht gesperrt und - haben keine Zeit fürs Klo. Zu herrlich ist der Blick von hier oben auf Bucht und Stadt. Das Meer glitzert in der Sonne, Segelboote kreuzen, in der Ferne erhaschen wir einen ersten Blick auf die Golden Gate Bridge.

 

Letzter Halt, nach oben

 

 

Komm mit und schau; so schön ist unsere Welt!
Dem, der mit offenen Augen reist, schenkt sie ihren Zauber.
Ihm öffnet sie den Horizont, ihn lässt sie im Kleinen
das Große entdecken, im Fremden das Bekannte,
im Alltäglichen das Wunder.
Komm mit und schau!

 

Blick von Twin Peaks, ein Blick der besonders in der Großansicht berauscht...       

 

 

Also auf zur „Golden Gate“! Schon die Überfahrt ist ein erhebendes Gefühl... Nun wollen wir die Brücke unter unsere Füße nehmen um sie mit allen Sinnen in uns aufnehmen zu können. Ken hält also den Bus an und lässt uns aussteigen. „Eine gute Stunde werdet ihr schon brauchen“, warnt er uns. Das ist uns vollkommen egal, wir wollten auf dieser Reise wohl noch nie so gerne laufen... Wir genießen unseren Spaziergang hoch über dem Meer, lassen uns mitreißen vom Verkehrsstrom, dem Blick auf Stadt und Meer, auf immer wieder neue Perspektiven dieses schönen Bauwerks...

Schließlich kommen wir drüben an, glücklich, das erlebt haben zu dürfen.

 

 

Das Leben wird nicht gemessen an der Zahl der Atemzüge,
sondern an den Orten und Momenten,
die uns den Atem rauben.

 

San Francisco Bay, Großansicht

 

Nun sind wir bereit unsere Bleibe aufzusuchen und das Gepäck auszuladen, jedoch hält uns nichts dort. Beinahe unmittelbar starten wir zu einem ersten Rundgang. Weit kommen wir heute aber nicht mehr, es wird rasch dunkel. Wir beschließen ein gemeinsames Essen und Ken entführt uns in ein uriges Restaurant mit dem klingenden Namen“Stinking Rose“. Alles, aber wirklich alles was die Speisekarte hergibt enthält Unmengen von Knoblauch, sogar das durchaus schmackhafte Eis.

Die nachweislich längste Knoblauchkette der Welt ziert die Decke, schlängelt sich durchs ganze Lokal. Wir finden's herrlich! Über die Düfte, die dieser Abend nach sich zieht wollen wir hier lieber nicht reden...

 

Achtzehnter Tag

 

Wir brechen früh auf die Stadt zu erobern, laufen durch die Straßen von San Francisco, die wirklich genau so sind wie in den unzähligen Filmen. Union Square, China Town, Little Holy, Lombard Street, das alles nehmen wir unter die Füße, besuchen das berühmte Trambahn-Museum, bewundern die vielen verschiedenen Bahnen und Busse der unterschiedlichsten Baujahre. In dieser Beziehung ist diese ganze Stadt ein einziges, großes Freilichtmuseum.

 

 

Bis ganz hinunter zum bekannten Pier 39 laufen wir. Ein wirklich interessanter Ort, alles wirkt lebhaft und fröhlich, die Atmosphäre nimmt uns sofort gefangen! Wir werden lautstark begrüßt von einer Seelöwenkolonie, die sich überraschenderweise hier im Hafen angesiedelt hat und sich von uns Touries überhaupt nicht stören lassen... Wir lassen uns treiben, schnuppern Seeluft, trinken Kaffee am Pier und lassen die Seele baumeln.

Nachmittags unternehmen wir eine Rundfahrt in einem der oben offenen, doppelstöckigen Sightseeing-Busse. Hier oben lassen wir uns den Wind um die Nase wehen, während die Stadt an uns vorüberzieht.

 

Pier 39, hier geht's zur Großansicht

 

Folge dem Traum, der dich ins Weite führt,
folge dem Lichstspiel der Sonne,
folge dem Klang fremder Lieder,
bis du ans Tor gelangst:
WILLKOMMEN in der Welt.

 

aus Kirgisien

 

Wieder zurück am Pier beschließen wir mit einem Katamaran hinaus zu segeln um den Sonnenuntergang auf dem Meer zu erleben. Dicht an der Gefängnisinsel Alcatraz vorbei schippern wir der Golden Gate Bridge entgegen, die gebadet im Licht der untergehenden Sonne ihrem Namen alle Ehre macht. Einfach ein Traum, der keine weiteren Worte braucht...

 

Neunzehnter Tag

 

Heute heißt es Abschied nehmen von Amerika, am Vormittag werden wir zum Flughafen gebracht und treten die Heimreise an. Ein lachendes und ein weinendes Auge nehmen wir mit, von sieben Nationalparks auf unserer Route haben wir (offiziell) einen gesehen... Wir sahen vieles, was man sonst vielleicht eher nicht sieht, gewiss auch herrliche Teile dieser grandiosen Landschaft.

Aber dennoch bleibt etwas Bitterkeit in uns zurück...

 

 

Nach einer superweiten Reise
kommt der Alltag ins Geleise.
Man hat herrliches gesehn,
daheim zu sein, ist dennoch schön!

 

Richard Funk

 


Für dieses Jahr habt ihr es geschafft!

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